MEIN FREUND AUS FARO Anders verliebt Ein sympathischer Debut-Film über sexuelle Identität Die Hosen sind weit. Der Gang ist breitbeinig, das Haar kurz geschnitten. Die Schultern breit und rund, so dass der Brustkorb ein wenig nach innen sinkt und den Busen verbirgt. Mann oder Frau. Junge oder Mädchen. Auf den ersten Blick lässt sich das bei Mel (Anjorka Strechel) nicht so genau sagen. Ihr Äußeres entzieht sich dem groben Raster der Definitionen und schärft den Blick für die individuellen Feinheiten der Figur. Mel arbeitet am Fließband einer Catering-Firma neben dem Flughafen Münster. Der stupide Job lässt sich ertragen bei dem Gedanken, dass sie bald um die Welt reist mit ihrem älteren Bruder Knut (Florian Panzner). Aber der eröffnet beim Abendessen, dass seine Freundin schwanger ist, und rät der Schwester, sich doch auch mal einen Freund zuzulegen. Zur Verlobungsfeier heuert Mel ihren portugiesischen Arbeitskollegen Nuno (Manuel Cortez) an, der gegen ein kleines Honorar den leidenschaftlichen Liebhaber spielt und mit seinem Macho-Charme die ganze Familie begeistert. Nachts auf der Landstraße liegt plötzlich eine Anhalterin vor Mels Kühlerhaube und hüpft vollkommen unverletzt auf den Beifahrersitz. Die 14jährige Jenny (Lucie Hollmann) glaubt, dass ihr Retter ein Mann ist, und Mel beginnt sich während der Fahrt zur Disco eine neue Identität zu erfinden, als "Miguel aus dem portugiesischen Faro". Die beiden verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Jenny ist begeistert, dass Miguel so anders ist als die anderen Jungs. Wie sehr anders - das ahnt sie nicht. Mit ihrem Debüt Mein Freund aus Faro entwirft die Kölner Filmemacherin Nana Neul ein leichtfüßiges Drama über die Liebe zwischen den Geschlechterdefinitionen. Anders als in Boys Don't Cry geht es hier nicht um die Verteidigung der eigenen sexuellen Identität, sondern um die Suche danach. Mit offenem Blick und ganz nah an der Hauptfigur erzählt Neul ihre Geschichte, die sich von allen didaktischen Toleranzbelehrungen fernhält. Anjorka Strechel wandelt in ihrer ersten Filmrolle mit großer Selbstverständlichkeit und Überzeugungskraft zwischen den Geschlechtergrenzen und bringt dem Publikum die Figur sehr schnell so nahe, dass es bereitwillig alle Kategorisierungen über Bord wirft. Mein Freund aus Faro ist kein klassischer Coming-Out Film. Der Fokus bleibt allein auf dieser einen Liebe, die sich versucht über die gesellschaftlichen Konventionen hinweg zu setzen. Wie es nach dem Sturm der Gefühle weitergeht, bleibt offen. Dass es noch viele Wege jenseits der asphaltierten Straße gibt - daran besteht kein Zweifel. Martin Schwickert D 2008 R & B:Nana Neul K: Leah Striker D: Anjorka Strechel, Lucie Hollmann, Manuel Cortez Start
|