DER LETZTE EXORZISMUS

Wackliger Teufel

Im Dokumentarstil beobachtete Dämonenhatz - witzig und gruselig

Pastor Cotton Marcus ist ein Spaßvogel. Er wettet mit seiner Frau, dass er ihr Kuchenrezept in seine Predigt einbauen kann (die Gemeinde tobt vor Begeisterung), er führt gerne Kartentricks während des Gottesdienstes vor, und hinter der Kamera betont er, dass er, als sein behinderter Sohn gerettet wurde, eher den Ärzten als Gott gedankt habe. Was für ein Priester!

Pastor Marcus hat eine kleine Gemeinde im Süden der USA, wo, wie er betont, der Aberglaube manchmal schreckliche Blüten treibt. Er führt nur deshalb Exorzismen durch, um die Leute vor Schlimmerem zu bewahren. Er glaubt an Dämonen, aber nicht an die Macht der Priester, sie zu vertreiben.

Cotton Marcus hat ein Kamerateam eingeladen, ihn bei einem Exorzismus zu begleiten: "Ich zeige euch all das 'Hinter der Kamera'-Zeug" verspricht er den zwei Journalisten. Zusammen fahren sie in den tiefsten, sumpfigen Süden, zu einer offensichtlich leicht gestörten Farmerfamilie mit einer offensichtlich schwer gestörten Tochter. Der 16jährigen soll Marcus den Dämon austreiben, und in einer schaurigen Sitzung bringt er im Schlafzimmer Bett und Spiegel zum Wackeln, läßt es ordentlich krachen und fleht den Dämon an, die arme Nell Sweetzer gehen zu lassen.

Hinterher zeigt er breit grinsend dem Kamerateam seine kleinen Teufelstricks: Bindfäden am Spiegel, Lautsprecherboxen unterm Bett, elektrisch aufgeladene Ringe an den Fingern, damit das Opfer bei Berührung auch kräftig zuckt.

Gut gelaunt fährt das Team ins nächste Hotel, um dort vor der Heimfahrt zu übernachten. Plötzlich steht Nell vor der Tür, leicht verängstigt. Und im Krankenhaus stellt man fest, dass die 16jährig Nell schwanger ist.

Mit den erprobten Mitteln der Fake-Doku inszeniert der gebürtige Hamburger Daniel Stamm seinen kleinen Horror, der in den USA bereits 40 Mio Dollar einspielte und ihm einen Produktionsvertrag mit M. Night Shyamalan einbrachte. Von Anfang an sorgt die Wackelkamera mit ihren körnigen Bildern für Irritation, gleich zweimal holt der Film tief Luft und gibt vor, dass jetzt aber alle Rätsel gelöst seien - tatsächlich dauert der Horror in alter Blair Witch-Tradition bis zur letzten Filmsekunde. Ein gut aufgelegtes Darstellerteam erprobter Serienstars und ein sorgsam eingesetzter Soundtrack sorgen für den richtigen Südstaaten-Schrecken, ohne dass der Film jemals zu blutigen Schockeffekten greifen muss. Im Gegensatz zum hochgejubelten Paranormal Activity ist Der letzte Exorzismus wirklich spannend und von einem erfreulichen Zynismus durchdrungen, der das Ende umso verstörender macht.

Thomas Friedrich

The last Exorcism. USA 2010 R: Daniel Stamm. B: Huck Botko, Andrew Gurland K: Zoltan Honti D: Patrick Fabian, Ashley Bell, Iris Bahr, Louis Herthum