Excision

Aus tiefstem Herzen

Durchgeknallt und gefährlich: Ein beachtliches Grusel-Debut über Pubertätsnöte

Teenanger Pauline hat es nicht leicht. Pauline hat eine totkranke jüngere Schwester (Ariel Modern Family Winter), eine bigotte strenge Mama (wundervoll: Traci Lords) und jede Menge Mitschüler und Lehrer, die sie aus tiefstem Herzen hassen.

Denn Pauline ist mehr als seltsam. Im Sexualkundeunterricht fragt sie, ob man sich beim Sex mit Toten Geschlechtskrankheiten holen könne. Sie schnappt sich den beliebtesten Jungen der Schule und bietet ihm ihre Jungfräulichkeit an - und liefert ihm ein in jeder Hinsicht unvergessliches Sex-Erlebnis. Und Pauline hat Träume, in denen sehr viel Blut und viele Messer vorkommen. Pauline will mal Chirurgin werden.

Außer diesen eingeschobenen Traumsequenzen deutet wenig in Richard Bates' Debutfilm darauf hin, dass alles ein schreckliches Ende nehmen wird mit Pauline und ihren Freunden. Excision beschreibt über weite Strecken mit viel Witz und optischer Brillanz die inneren Nöte eines jungen Mädchens, das gegen die üblichen Wände dieser Welt läuft.

Die TV-Schauspielerin AnnaLynne McCord als Pauline ist dabei keine Anhängerin subtiler Schauspielkunst. Sie rollt kräftig mit den Augen, lässt sich die Haare wild ins Gesicht fallen und kann ihren schmalen Körper auf ganz erstaunliche Art und Weise verbiegen.

Die eher dem Experimentalfilm zuneigenden Traumsequenzen fügen sich gut in die Handlung ein. Gastauftritte von Underground-Legende John Waters (als Priester) und Malcolm McDowell (als brummiger Mathe-Lehrer) runden diesen hochinteressanten und mit offensichtlich sehr wenig Geld gedrehten Independent-Schocker ab, der ein paar nette Anleihen beim großen Vorbild Carrie macht, dabei aber ganz ohne dessen übersinnlichen Schnickschnack auskommt. Excision ist ein grauenhaft realistischer Film.

Thomas Friedrich

USA 2012 R & B: Richard Bates Jr. K: Itay Gross D: AnnaLynne McCord, Traci Lords, Ariel Winter, Roger Bart, John Waters, Malcolm McDowell, Marlee Matlin