Epic

Tausend / Blumen

Ein netter Öko-Trickfilm

Dass hinter der Realität, wie wir sie kennen, von uns unbemerkt eine andere Welt existiert, gehört zu den Lieblingssujets der Kinder- und Fantasyliteratur. Tief in den Märchenwald begibt sich nun auch Chris Wedges Epic aus der Animationsschmiede Blue Sky, die auch für die Produktion von Ice Age und Rio verantwortlich zeichnete, und entdeckt dort eine Miniaturkönigreich, in dem die Soldaten nicht auf Pferden reiten, sondern auf Vögeln durch die Lüfte fliegen.

"Leafmen" nennen sich die in grüne Blätter gehüllten Männlein, die die Flora und Fauna des Waldes gegen die Mächte des Verfalls verteidigen. Unter der Führung des finsteren Mandrake versuchen die Boggans die Vorherrschaft zu erlangen und das saftige Grün zum Verwelken und Verfaulen zu bringen. Mitten hinein in den Kampf ums Ökotop gerät die 17jährige Marie Katherine, die aus der Menschenwelt nach einen Zusammenprall mit der Blätterkönigin Tara ebenfalls ins Miniaturformat katapultiert wurde und sich schon bald in den aufmüpfigen Blätterkerl Nod verguckt. Gemeinsam gilt es eine Zauberblüte vor den Boggans in Sicherheit zu bringen und bei Vollmond an der richtigen Stelle zu positionieren, um das Grün des Waldes zu retten.

Äuáerst fantasiereich setzt Epic den konventionellen Zwist zwischen Gut und Böse als Kampf zwischen der kraftvoll erblühenden Natur und den grauen Mächten von modrigem Verfall in Szene. Endlos ist die Kette der Metamorphosen, mit denen sich hier Pflanzen, Blätter, Zweige und Blumen in menschenähnliche Wesen verwandeln. Der Flaum einer Pusteblume wird zur Afro-Look-Frisur, ordinäre Entengrütze zum grünen Teppich für die königliche Hoheit und aus einer Baumrinde lösen sich Heerscharen von angriffslustigen Käfern.

Man sieht deutlich, dass die Animatoren sehr viel Zeit auf das Studium von Flora und Fauna verwendet haben, um immer wieder mit neuen Verwandlungsmomenten zu punkten. Besonders gelungen sind die beiden Schnecken, die als schlagfertiges Comedy-Duo eingebaut wurden und die oft etwas ausufernd geratenen Luftschlachtgemälde humorvoll auflockern.

Weniger originell ist die Gestaltung der menschenähnlichen Hauptcharaktere, die sich an den üblichen Standards von Barbie bis Lara Croft orientieren. Warum fast jedes Animationsstudio ausgerechnet bei der Gestaltung der Humanfiguren auf die immer gleichen Formatvorlagen zurückgreift, bleibt auch hier ein Rätsel.

Martin Schwickert

USA 2013 R: Chris Wedge B: Chris Wedge, James V. Hart, William Joyce, Dan Shere, Tom J. Astle