Enemy

Die Welt als gelbe Farce

Vor »Prisoners« drehte Denis Villeneuve diesen surrealen Thriller

Die Welt ist gelb, ganz fürchterlich gelb. Nicht neonstichig-gelb oder sonnengelb, eher pipi-gelb. Jedenfalls ist das Leben des Geschichtsprofessors Adam ungeheuer deprimierend, was man nicht nur daran merkt, dass der Film anfangs - erwähnten wir das schon? - fast monochrom deprimierend gelb ist, sondern dass sich alle Handlungen Adams wiederholen. Er tritt vor seine Klasse und redet über Diktatur und Kultur, er schläft mit einer Frau, er guckt aus dem Fenster. Dann geht er wieder in die Uni. Und schläft dann mit einer Frau.

Eines Tages durchbricht Adam seine Langeweile und sieht sich einen Film auf dem Laptop an. Darin entdeckt er einen Schauspieler, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist und auch die gleiche Stimme besitzt. Adam ist elektrisiert und will dem fremden Doppelgänger auf die Spur kommen.

Ab jetzt wird der Film farbenfroher, aber nicht verständlicher. Oder gar unterhaltender. Zwischen Metaphernsucht und Beweispflicht illustriert Enemy die im Film zitierte These von Hegel, dass sich die Geschichte immer zweimal abspiele, ergänzt um den Satz von Marx: Das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce.

Ob Adams Leben dabei jetzt Tragödie oder Farce ist, interessiert nicht wirklich. Die surrealen Ideen, mit denen Villeneuve seine Roman-adaption von José Saramagos Der Doppelgänger würzt, wirken nur verwirrend, nicht unterhaltend. Erstaunlich an diesem ermüdenden Hirntripp ist vor allem, dass Villeneuve kurze Zeit später den großartigen und bedrückenden Film Prisoners vorlegte, mit dem gleichen Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal, der dann allerdings nicht mehr gegen sich selbst spielen musste, sondern Hugh Jackman als Gegenspieler vorgesetzt bekam.

Thomas Friedrich

Kanada/Spanien 2013 R: Denis Villeneuve B: Javier Gullón K: Nicolas Bolduc D: Jake Gyllenhaal, Mélanie Laurent, Sarah Gadon. 90 Min.