ENDSTATION DER SEHNSÜCHTE Germanen-Dorf Eine Kuriosität in Korea So sauber und ordentlich wie die Häuser in den Hang hineingebaut sind - weißer Rauputz, ziegelrote Dächer, hölzerne Balkone und Jägerzäune um die gepflegten Gärten - könnte man denken, eine Siedlung im Schwäbischen oder im Sauerland vor sich zu haben. Dabei liegt das bürgerliche Wohnidyll weit weg in einer ruhigen Bucht am Pazifischen Ozean. "Dogil Maeul" - Deutsches Dorf nennt sich die Ortschaft an der südkoreanischen Küste. Wenn das Wetter schön ist, fahren hier die Touristenbusse vor, staut sich der Verkehr auf den schmalen gewundenen Straßen. Junge koreanische Urlauber aus der Stadt posieren vor den Häusern, kichern über die Gartenzwerge und nennen den Mann oben auf dem Balkon "Langnasen-Opa". Etwa 10.000 Krankenschwestern und 8.000 Bergleute kamen seit den sechziger Jahren aus Südkorea in die Bundesrepublik, arbeiteten hart, heirateten, bauten Häuser und wurden die Sehnsucht nach dem Land ihrer Herkunft doch nie los. Nach über dreißig Jahren kehrten einige zurück. Die Gemeinde bot Bauland für die Exilanten an unter der Bedingung, dass die Häuser im "deutschen" Stil errichtet wurden. Einen "Heimatfilm" nennt Sung-Hyung Cho ihre Dokumentation. Mit ihrem Debüt Full Metall Village über das Heavy-Metal-Festival in Wacken spürte die Regisseurin schon einmal der deutschen Heimatbefindlichkeit mit ironischem Geschick nach. Auch wenn sich Cho wieder als scharfe Beobachterin des Alltäglichen beweist - der Blick in die Seele der Protagonisten bleibt dem Film über weite Strecken verwehrt. Martin Schwickert D 2009 R: Sung-Hyung Cho K: Ralph Netzer, Axel Schneppat, Stefan Grandinetti
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