ELIZABETH - DAS GOLDENE KÖNIGREICH

Karrierefrau

Cate Blanchett muss als Elisabeth gegen ein läppisches Drehbuch anspielen.

Mit Elizabeth feierte Cate Blanchett 1998 ihren internationalen Durchbruch. Der von allen staubigen Klischees befreite Kostümfilm beschrieb die Entwicklung der jungen Königin von der unerfahrenen Thronfolgerin zur schillernden Ikone der Macht. Nun kehren Cate Blanchett und Regisseur Shekhar Kapur zurück an den englischen Hof des 16. Jahrhunderts, um die Geschichte der "Virgin Queen" weiterzuschreiben.

Auch wenn Elisabeth sich als Herrscherin etabliert hat, bleibt ihre Macht nicht unangefochten. Der Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken spaltet das Land, Cousine Mary Stuart (Samantha Morton) schmiedet in Schottland eifrig Komplottpläne, und der erzkatholische spanische König Philip II. (Jordi Mollá) rüstet für eine Invasion.
Die Geschichte ist bekannt und schon oft aus den verschiedensten Blickwinkeln dramatisiert und verfilmt worden. Deshalb haben Kapur und seine Drehbuchautoren William Nicholson und Michael Hirst die historischen Fakten ein wenig getuned und der gestressten Königin noch eine unerfüllte Romanze mit dem Abenteurer Sir Walter Raleigh (Clive Owen) angedichtet. Die äußerst freizügige Interpretation der Historie eröffnet hier nicht wirklich neue Dimensionen von der schillerndsten Herrscherin des englischen Königreichs.
Im Gegenteil: Die Queen wird hier vom Drehbuch zu einer gestressten Karrierefrau heruntergekürzt, die ihre privaten Glücksansprüche für den Job als Alleinherrscherin zurückstellen muss. Um die schwächelnde Kernthese gruppiert der Film noch ein paar modische politische Bezüge, in denen vor den Gefahren des Fundamentalismus gewarnt wird. Und tatsächlich: Wenn man den fanatisierten, glutäugigen Spaniern einen Turban aufsetzen würde, könnte man sie gleich als Al-Qaida-Kämpfer für das nächste Propagandavideo des US-Außenministeriums unter Vertrag nehmen.
Dennoch sollte man sich den Film ansehen und dafür gibt es nur einen einzigen Grund: Cate Blanchett. Mit Verve und enormer emotionaler Spannbreite spielt sie gegen die Schwächen des Drehbuchs an und kann es dabei mühelos mit Bette Davis und all den anderen Elisabeth-Vorgängerinnen aufnehmen.
Vielleicht wird Elizabeth - Das Goldene Königreich ein skurriler Präzedenzfall in der Filmgeschichte: Die "Goldene Zitrone" für den Regisseur, und den Oscar für die Hauptdarstellerin.

Martin Schwickert

Elizabeth - The Golden Age. R: Shekhar Kapur B: William Nicholson, Michael Hirst K: Remi Adefarasin D: Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Clive Owen