EIS KALT

Pistensäue

Die Dosenbier-Variante von »Casablanca«

Statt der fiesen Nazis gibt es hier einen großspurigen Wirtschaftsmagnaten, der ein beschauliches Kaff in Alaska zum Edel-Ski-Ort für Gutbetuchte ausbauen will. Da haben aber die bisherigen Könige der Piste, eine Truppe aus immer saufenden und feiernden Snowboardern, was dagegen. Schließlich wäre es dann mit dem süßen Leben vorbei. Ein Kampf um die Vorherrschaft beginnt. Und jetzt kommt "Casablanca" ins Spiel, da die Tochter des Magnaten bei einem Urlaub in Mexiko mit Rick, dem Kopf der Snowboarder, eine kurze Liebesaffäre hatte, obwohl sie bereits liiert war. Rick ist nie darüber hinweggekommen, dass er damals wortlos verlassen wurde. Als jetzt seine alte Flamme in Alaska auftaucht, fangen die Probleme an. Noch komplizierter wird es durch den Lebensgefährten der liebreizenden Tochter, welcher zwei Tage nach ihrem Eintreffen ebenfalls ankommt. Er sitzt im Rollstuhl und ist Pilot und Mediziner.
Typisch für Eis Kalt ist die Szene, in der die Snowboarder Urinproben abgeben müssen, damit festgestellt werden kann, ob sie Drogen nehmen. Alle stellen brav ihren Becher mit der gelben Flüssigkeit hin, nur einer hielt eine Stuhlprobe für lustiger. Wer jetzt laut auflacht, wird sich in Eis Kalt köstlich amüsieren. Die anderen können ihren Spass dabei haben, zu beobachten, wie bis in einzelne Szenen und Dialoge hinein Casablanca nach gespielt wird. Während der restliche Film vor Fäkal- und Sexwitzchen überquillt, besitzt das eine gewisse Würde. Man spürt, dass es hier tatsächlich um Liebe geht.
Letztlich reduziert Eis Kalt die Handlung des Filmklassikers auf ihr skelettiertes Grundgerüst, wodurch sie in einen recht hormongesteuerten, triebhaften neuen Kontext gesetzt wird. Diese Interpretation hat durchaus ihren Reiz.

Stefan Dabrock

Out Cold. USA 2001. R: Brendan & Emmett Malloy. B: Jon Zack. K: Richard Crudo. D: Jason London, Lee Majors, Willie Garson