EIN MUTIGER WEG
Verloren in Pakistan
Michael Winterbottom erzählt die Geschichte von Daniel Pearl, der von Islam- Fanatikern ermordet wurde
Mit Road to Guantanamo, der von vier jungen Briten pakistanischer Herkunft erzählte, die über zwei Jahre unschuldig im US-Internierungslager verbrachten, hatte sich der Michael Winterbottom den Vorwurf politischer Einseitigkeit gefallen lassen müssen. Mit Ein mutiger Weg tritt der engagierte britische Filmemacher nun den Gegenbeweis an und zeigt die Opfer auf der andere Seite des Konfliktes.
Winterbottom erzählt die Geschichte des amerikanischen Journalisten Daniel Pearl (Dan Futterman), der Anfang 2002 im pakistanischen Karatschi von militanten Moslems entführt und ermordet wurde. Das Drehbuch basiert auf den Memoiren seiner Ehefrau Mariane Pearl, die ebenfalls in Karatschi als Journalistin arbeitete.
Sie wird gespielt von Angelina Jolie, und natürlich liegt die Vermutung nahe, dass so viel Starpower einem solch politisch sensiblen Sujet nur schaden kann. Und tatsächlich wirkt Jolie mit ihren toupierten Korkenzieherlocken zunächst etwas deplaziert im Chaos der Straßen von Karatschi. Aber je tiefer Winterbottom in die Geschichte einsteigt, desto mehr verschwindet Jolies Glamourfaktor in der Gesamtintensität des Films.
Winterbottom zeigt sich an einem sentimentalen Opferporträt wenig interessiert, sondern konzentriert sich auf die Arbeit des Krisenstabes, der sich in der Wohnung der Pearls aus Freunden, Kollegen, pakistanischen und amerikanischen Sicherheitsbeamten zusammenfindet. In akribischer Recherchearbeit verfolgen sie die Spur, die von dem Interviewtermin mit einem fundamentalistischen Geistlichen durch die dicht bevölkerten Straßen von Karatschi in das weit verzweigte Netzwerk der Terroristen führt.
Mit mobiler Handkamera und dynamischen Schnittfolgen zeigt Winterbottom die angespannte und hochkonzentrierte Stimmung in diesem Kreis.
Die Wut und der Wille, für das Leben ihres Mannes zu kämpfen, drängen Maraines Ängste und Verzweiflung immer wieder zurück. Ohne aufgesetztes Overacting zeigt Jolie die Willensstärke ihrer Figur ebenso wie den Zusammenbruch nach der Bekanntgabe der Ermordung durch die Entführer.
Die eigentliche Qualität des Films ist die, dass Winterbottom über das persönliche Schicksal die politischen Rahmenbedingungen der Entführung nicht aus dem Auge verliert.
Anders als etwa World Trade Center, der allein die Opferseite zeigte und sich für die Hintergründe des Terrors nicht interessierte, vermittelt Ein mutiger Weg mit immer wiederkehrenden Ausfahrten in die Armenviertel von Karatschi ein deutliches Bild von dem gesellschaftlichen Nährboden, auf dem sich der radikalislamische Terrorismus entwickelt.
Martin Schwickert
A Mighty Heart USA 2007 R: Michael Winterbottom B: John Orloff nach der Buchvorlage von Mariane Pearl K: Marcel Zyskind Angelina Jolie, Dan Futterman, Archie Panjabi
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