Einer nach dem anderen Vaters Rache Ein böser Thriller aus dem Norden Der Schwede Nils Dickman (Stellan Skarsgard) lebt mit seiner Frau in einem kleinen Örtchen in der norwegischen Provinz. Mit seinem Schneepflug hält er im Winter die Straßen der Gegend offen und sorgt so dafür, dass man nicht von der Außenwelt abgeschnitten wird. Seine Zuverlässigkeit hat ihn zu einem beliebten Mitglied der Gemeinde gemacht. Da erhält er die Nachricht, dass sein Sohn tot ist. Überdosis heißt es im Polizeibericht. Während sich seine Frau mit Selbstzweifeln quält, glaubt Nils dem Bericht nicht. Von einem Freund seines Sohnes erfährt er, dass es ein verpatzter Drogendeal war, der seinen Sohn das Leben gekostet hat. Nils erhält auch einen Namen. Ohne zu wissen, mit wem genau er sich da anlegt, beginnt der nach Rache dürstende Nils Jagd auf die Dealer zu machen und sich von Name zu Name weiterzuarbeiten. Natürlich merkt "Der Graf" (so nennt sich der Boss der Organisation), dass ihm immer mehr Leute und Drogen abhandenkommen, was er nicht tatenlos hinnehmen will. Aus Skandinavien kommen regelmäßig ziemlich schwarze Thriller- und Krimikomödien. Eine so unvorhersehbare und gewagte wie Einer nach dem anderen gab es bisher aber selten. Wie Regisseur Hans Petter Moland, der mit Ein Mann von Welt schon Erfahrung mit dem Genre gesammelt hat, die Rache eines Vaters im majestätischen Panorama der winterlichen norwegischen Gebirgzüge zu einem ausgewachsenen Bandenkrieg eskalieren lässt, das hat man so bisher wohl noch nicht zu sehen bekommen. Daneben gibt es auch viel trockenen Humor, Lachen und Entsetzen liegen oft sehr dicht beieinander. So werden während des Films die Namen derer eingeblendet, die gerade aus der Geschichte ausgeschieden sind. Da verzeiht man gerne ein paar Zoten, ebenso dass Frauen hier eher unbedeutende Nebenrollen spielen. Stellan Skarsgard spielt den trauernden, zur Selbstjustiz greifenden Vater mit melancholischer Ruhe. Er weiß, dass es kein Zurück in sein altes Leben mehr gibt. Skarsgard braucht dazu oft nicht mehr als Blicke. Wie sehr es in ihm brodelt ahnt man jedoch, wenn er mit seinem Schneepflug im Dunkeln Straßen freiräumt und Schnee in mächtigen Wirbeln zur Seite fliegt. Schöne, eindrucksvolle Bilder ergibt das, ebenso wie die von der Gebirgslandschaft, deren erhabene Ruhe im scharfen Gegensatz zu dem sich entfaltenden Blutbad steht. Kameramann Philip Øgaard hat durchweg großartige Arbeit geleistet. Skarsgard gegenüber steht Pal Sverre Hagen als "Der Graf", ein Schurke von fast shakespearschem Niveau. "Der Graf" ist Veganer, fährt umweltfreundliche Autos und ist auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter und ganz besonders seines geliebten Sohnes bedacht. Er kann aber auch einem Gefangenen ohne mit der Wimper zu zucken in den Kopf schießen, nachdem er seinen Leuten frischen Kaffee gebracht hat. Das hätte leicht eine peinliche Karikatur werden können, ist hier aber ein menschlicher, nicht mal unsympathischer und schön psychopathischer Gangsterboss. Olaf Kieser Kraftidioten N/SWE/DEN 2014 R; Hans Petter Moland B: Kim Fupz Aakeson K: Philip Øgaard D: Stellan Skarsgard, Pal Sverre Hagen, Birgitte Hjort Sorensen, Bruno Ganz. 112 Min.
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