DER DUMMSCHWÄTZER


Schläge auf dem Klo

Jim Carrey muß die Wahrheit sagen

Er nun wieder, Jim Carrey, der Rabauke unter den Spaßkanonen und Herr über unzählige Gesichtsmuskeln. Und wer bis jetzt nicht wußte, was für unglaubliche Verenkungen man mit dem menschlichen Gesicht anstellen kann, der muß sich nur einmal einen Jim Carrey Film angucken, um es nie wieder zu vergessen. Oberflächlich gesehen bietet der Dummschwätzer, trotz des idiotischen deutschen Titels (im Orginal Liar, Liar), gar nicht mal den klassischen Carrey Gaga Stoff. Carrey spielt einen Anwalt, der besser lügt als alle anderen und deswegen hyper-erfolgreich ist. Außerdem hat er einen kleinen Sohn, den er zwar über alles liebt, aber mangels Zeit oft zu kurz kommen läßt. Und was im Gerichtssaal funktioniert, klappt natürlich auch im Privatleben. Da werden dem Kleinen dann schon mal ein paar Lügen aufgetischt, damit die Entäuschung nicht all zu groß ist, wenn Papa mal wieder ein Verprechen nicht gehalten hat. Am fünften Geburtstag von Sohnemann kommt es dann zum Eklat. Daddy hat ihn wieder mal versetzt, und die Ausreden von ihm machen die Sache nur noch schlimmer. Und so wünscht sich Söhnchen während er die Kerzen auf der Torte auspustet, daß Daddy wenigstens einen ganzen Tag lang mal die Wahrheit sagt. Der Wunsch geht in Erfüllung, was wahrhaft apokalyptische Folgen für den Vater hat. Ein netter Slapstick-Film, mit ein paar Durchhängern hier und da, der im Prinzip nur davon handelt, wie jemand versucht zu verhindern, daß ihm die falschen Worte aus dem Mund flutschen. Und das macht Carrey natürlich auf seine, von uns sehr geschätzte unnachahmliche Art und Weise. Der Kampf um das richtige Wort ist für Carrey hauptsächlich ein körperlicher. Er prustet und gurgelt, fletscht Zähne und brabbelt unverständliches Zeug am laufenden Band. Er wälzt sich am Boden, zerlegt Büroeinrichtungen und haut seinen Schädel überall dahin, wo es wehtut. Und wenn Carrey versucht sich auf dem Gerichtsklo selber zu verprügeln, können wir mit Fug und recht behaupten, daß wir das so noch nirgendwo gesehen haben.

Mirko Puzic