Dritte Person

Schau mich an

Paul Haggis verzettelt sich in einer dreifaltigen Geschichte

Watch me", flüstert eine geisterhafte Stimme im Rücken von Liam Neeson, während der sich in einem Pariser Hotelzimmer an seinem neuen Roman abmüht. "Schau mich an", aber auch "Pass auf mich auf", oder "Sieh du nur zu". Anderswo traut sich Maria Bello nicht in einen Swimming Pool, versenkt Kim Basinger ein Handy in der Küchenspüle, macht Adrien Brody dunkle Geschäfte in Rom. Und alle Bilder rufen "Guck genau hin". Sie haben so deutlich nichts miteinander zu tun, dass man die Absicht merkt und sehr gespannt ist.

Paul Haggis, oscarprämiert für L.A. Crash, erzählt ungerührt erstmal drei Geschichten nebeneinander her. Der Schriftsteller in Paris hat Probleme mit seinem Buch und mit seiner Geliebten (Olivia Wilde), der Geschäftsmann in Rom verstrickt sich mit einer Barbekanntschaft (Moran Atias) in eine Kindesentführung, und in New York kämpft Mila Kunis mit James Franco um das Sorgerecht, weil sie angeblich versucht hat, ihren Sohn umzubringen. Maria Bello ist ihre Anwältin. Aber warum sieht sie Kim Basinger so ähnlich? Anfangs protzt Haggis mit bedeutsamen Übergängen, wechselt von einer schließenden Tür in New York zu einem Flur in Paris, schneidet mitten in der Bewegung quer durch die Welt. Aber bald geht jeder Zusammenhang verloren. Jede Geschichte entwickelt sich ebenso aufwendig wie ziellos vor sich hin.

Scheinbar geht es überall um eine Beziehung zwischen zwei Personen und um eine dritte, die störend eingreift. Möglicherweise geht es auch um Vertrauen, Vergebung und Liebe. Erst nach der Laufzeit eines normalen Films kriegt zumindest eine Story etwas Drive. Dafür lähmen die anderen jedes Mitgefühl, weil ihre Figuren nach einem Konzept agieren, das wir immer noch nicht verstehen.

Paul Haggis, der das Drehbuchschreiben bei Love Boat lernte und für Million Dollar Baby nominiert wurde, kriegt natürlich alle losen Fäden zusammen. Nur eben erst am Ende, wenn nur noch Regietricks aus den Geschichten eine einzige, ganz andere machen. Zu viel Aufwand für zu wenig Effekt. Noch ärgerlicher ist jedoch, dass sich die wunderbare Besetzung sehenswert abmühen muss, bloß damit eine Kurzgeschichtenidee über die Strecke kommt.

Wing

Third Person. USA 2014. R + B: Paul Haggis D: Liam Neeson, Mila Kunis, Adrien Brody, Olivia Wilde, James Franco, Moran Atias, Maria Bello, Kim Basinger. 137 Min.