DOM HEMINGWAY

Maulheld

Jude Law rüpelt sich zum Glück

Dieser Mann thematisiert seinen Schwanz ununterbrochen. Als wolle er mindestens Macbeth und Mephisto in einem unansehnlich moppeligen Körper sein, redet sich Jude Law so nackt wie möglich in Rage. Er ist stolz, er ist stark, er ist aus Stahl. Nicht nur untenrum.

Dabei sitzt er seit 12 Jahren im Knast und hat völlig den Anschluss an die Gegenwart verloren. Als er plötzlich entlassen wird, steckt er in einem zu engen, unmodernen Anzug und wirkt mit seinem Backenbart wie aus einem vergangenen Jahrhundert entlaufen. Jetzt eilt Dom Hemingway, der sich für den größten und geilsten von allen hält, zu einer Rachetat. Während Dom ansatzlos Reden und Fäuste gegen einen armen Mann schwingt, reimen wir uns langsam den Hintergrund zurecht.

Das Opfer hat während Doms Haftzeit dessen Frau geheiratet, die ist mittlerweile verstorben, und Doms Tochter will nichts mehr von ihm wissen. Da kann ein Mann wie Dom doch nur zuschlagen. Immer wieder, bis auch der letzte merkt, dass dieser Schweinehund eine arme Sau ist.

Mit aller Gewalt will er nun sein Leben wieder in den Griff kriegen, und kriegt stattdessen in mehreren folgenden Episoden knüppeldick Pech. Ob er versucht, für seinen langen Knastaufenthalt Schweigegeld vom Gangsterboss einzufordern, ob er sich neue Auftraggeber für sein Spezialtalent Geldschrankknacken besorgt, ob er zerdötscht von Höhenflügen und Abstürzen, bei seiner Tochter unterkriecht, Dom Hemingway lernt nichts. Er faselt sich weiter rasend um Kopf und Kragen, er führt sich immer verzweifelter auf als Starfucker mit den goldenen Händen.

Der amerikanische Regisseur und Drehbuchautor Richard Shepard gibt ihm dazu Szenen und Montagen, die an große Vorbilder aus dem britischen Gangsterfilm erinnern, und einmal sogar an Antonioni. "Ich bin auch der beste" sagt Shepard. Das stimmt aber auch nicht. Für einen halben Kultfilm reicht es jedoch allemal.

Wing

GB 2013. R + B: Richard Shepard K: Giles Nuttgens D: Jude Law, Emilia Clarke, Richard E. Grant. 93 Min.