Djeca - Kinder von Sarajevo Wacklige Geschichten Ein düsteres Gegenwartsdrama aus Bosnien Mit all den automatischen Bildstabilisatoren ist es heute eigentlich richtig schwierig, ein Bild zum Wackeln zu bekommen. Bei einem Film wie Dejca, der ununterbrochen seekrankmachende Schwank-Bilder präsentiert, frage ich mich inzwischen, ob im Team bei den Dreharbeiten extra jemand zuständig war fürs Kameramannschubsen. Aida Begic hat für ihren Film über das heutige Bosnien vieles benutzt, das wackelt. Die einfallslose Dramaturgie zum Beispiel, nach der sich ein Waisen-Geschwisterpaar heute durchschlagen muss, die junge Frau als Köchin, der jüngere Bruder als Schüler, der ständig aneckt. Das neue Bosnien ist hier erstaunlicherweise muslimfeindlich (Nachrichten aus dem Land berichten etwas ganz anderes), weshalb die Heldin, durchgehend mit Kopftuch unterwegs, neben ihrem traumatischen Alltag, der nur in düstersten Farben und - erwähnten wir das schon? - mit Wackelbildern präsentiert wird, eine religiöse Identität entwickelt; Allah gibt ihr Halt. Durchgehend mit Debütanten besetzt, kann auch die darstellerische Leistung des Alltagselends nicht wirklich überzeugen. Zu hölzern agieren die Schauspieler an einer immer hektischen Kamera vorbei, die manchmal keine Sekunde stillstehen kann und dann wieder in einer Dialogszene wie festgefroren steht (immerhin: auch hier wackelt sie). Das überaus deprimierende und wenig ansprechende Drama über die Folgen des Bosnienkrieges wurde für arte/ZDF produziert. Die werden das irgendwann nachts um 11 versenden. Ins Kino muss dafür kein Mensch. Thomas Friedrich D/F/Bosnien 2012. R & B: Aida Begic K: Erol Zubrevic D: Aleksandar Seksan, Jasna Beri, Stasa Dukic
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