DER DIEB DER WORTE

Vom Leben reden

Ein Film über zweieinhalb Schriftsteller

The Words" sagt Dennis Quaid mit unbewegter Mine vor einem großen Auditorium. Gewichtig liegt sein Buch auf dem Pult: "The Words". Und dann macht er einen knappen Auftrittswitz, wie Amerikaner ihn so lieben: "von mir." Alle lachen, weil das das Thema des Films und sein Originaltitel ist.

Dann liest Dennis Quaid weiter vor und erzählt vom Schicksal des armen, jungen Schriftstellers Rory Jansen. Der hat Talent, eine schöne Frau und einfach nicht die richtige Idee für ein Buch. Bis er in einem Second Hand Laden in Paris eine alte Aktentasche findet und darin ein Manuskript. Das handelt von einemSchriftsteller zu Zeiten des Krieges in Paris und ist richtig gut. So gut, dass Rory es Wort für Wort abtippt, nur um wenigstens einmal richtige Literatur unter den Fingern zu haben.

Man ahnt, wie das weitergeht: Rory gibt "sein" Manuskript einem Agenten, Rory wird die literarische Sensation der Saison, und allmählich stellt sich das Gefühl ein, so etwas schon mal gelesen zu haben. Nicht erst bei Martin Suters ebenfalls verfilmtem Roman Lila, Lila. Die amerikanischen Autoren/Regisseure Brian Klugman und Lee Sternthal, die bisher nur für die Story zu Tron: Legacy bekannt waren, variieren den Plagiats-Plot immerhin so weit, dass der äußere Autor womöglich seine eigene Geschichte erzählt und der innerste, gespielt von Jeremy Irons, vielleicht Ernest Hemingway ist.

Das könnte nun eine wilder Ritt durch Fakten und Fiktionen werden, eine sich schwindelig drehende Reflexion über das Leben und die Wörter und die Wege dazwischen. Es wird aber meist nur endlos viel Gerede mit netten Bildern zu schwelgerischer Musik. Alle Kunstfertigkeit, mit der Klugman und Sternthal hier drei Ebenen, zwei Bücher immer einen genialischen, aber offenbar unglücklichen Autor übereinandertürmen, hat etwas arg Ausgedachtes. Die behauptete Vielschichtigkeit ist bloße Oberfläche. Hemingway, dessen Frühwerk damals tatsächlich in Paris verloren ging, hätte seinen Bewunderern übrigens den Trick der kunstwerkelnden Mehrfacherzählung ziemlich übel genommen. Nicht aber die Ehrfurcht, seinen sentimentalen Wiedergänger hier nicht mit Namen anzusprechen.

Wing

The Words. USA 2013. R + B: Brian Klugman, Lee Sternthal K: Antonio Calvache D: Dennis Quaid, Jeremy Irons, Bradley Cooper, Zoe Saldana, Olivia Wilde