Die Haut, in der ich wohne Schöne Gefangene Antonio Banderas als Wissenschaftler mit seltsamen Methoden Die Haut ist das größte, aber auch das verletzlichste Sinnesorgan des Menschen. Der plastische Chirurg Dr. Robert Ledgard (Antonio Banderas) träumt davon, eine perfekte und vollkommen widerstandsfähige Haut zu erschaffen. Der Ausgangspunkt für sein manisches Forschungsinteresse ist der Tod seiner Frau, die nach einem Autounfall an den Folgen der Verbrennungen gestorben ist. Zwölf Jahre lang hat Ledgard in einem abgelegenen Anwesen an seiner Vision gearbeitet. In einem verschlossenen Raum lebt eine Frau, die der Verstorbenen zum Verwechseln ähnlich sieht und als Versuchsobjekt für die chirurgischen Experimente herhalten muss. Mag sein, dass Ledgard ein moderner Widergänger Dr. Frankensteins ist, aber das Wesen, das er kreiert hat, ist gewiss kein Monster. Über einen riesigen Flatscreen beobachtet der Chirurg sein Werk unverletzbarer Schönheit, das in einem eng anliegenden, hautfarbenen Anzug sich die Zeit mit Yoga-Übungen vertreibt. Aber wer ist diese Vera (Elena Anaya) und wer war sie, bevor sie im Ledgards Laboratorium landete? In einer verschachtelten Erinnerungsdramaturgie fächert der spanische Regiemeister Pedro Almodòvar seine Geschichte über die gewaltsame Transformation des Körpers auf. Als Vorlage diente der gleichnamige Roman von Thierry Jonquet, und wie schon in seinem letzten Film Zerrissene Umarmung zeigt sich auch hier, dass Almodòvar sich langsam wieder weg vom Melodrama hin zum Thriller bewegt. Natürlich ist Die Haut, in der ich wohne alles andere als ein Genrefilm, auch wenn hier mit zahlreichen Zitaten von Luis Buñuel, Alfred Hitchcock und Fritz Lang vor der Filmgeschichte der Hut gezogen wird. Almodòvar hat seinen Thriller konsequent entschleunigt und lässt Antonio Banderas als mad scientist mit gefühlskalter Präzision agieren. Seine filmemacherische Handschrift ist in jeder Szene erkennbar von den erlesen gestalteten Innenräumen, über die ausgeklügelte Farbdramaturgie bis hin zu einem Mann im Tigerkostüm, dessen zunächst surreal anmutender Auftritt die Ereignisse gezielt entgleisen lässt. Erneut erweist sich Almodòvar als Regisseur, der seine kompositorische Bildgewalt bis ins letzte Detail fest im Griff hat. In die spannend konstruierte Thrillerhandlung werden zahlreiche Subtextebenen eingezogen, in denen über medizinische Machtfantasien, die Grenzen körperlicher Transformation, die Identität der Geschlechter und die alles zersetzende Kraft der Rache assoziiert wird. Dennoch ist Die Haut, in der ich wohne letztlich ein cineastischer Genussartikel, der eher durch seine kühle Perfektion überzeugt als durch jene emotionale Wucht und sprudelnde Lebensenergie, die frühere Werke Almodòvars wie "Alles über meine Mutter" auszeichneten. Martin Schwickert La piel que habito Spanien 2011 R & B: Pedro Almodòvar K: José Luis Alcaine D: Antonio Banderas, Elena Anaya, Blanca Suárez, Jan Cornet
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