THE DEVIL INSIDE

Wackel-Teufel

Ein Horrorfilm für die Hutablage

Manchmal versteckt sich die Wahrheit hinter einer Lüge, deshalb könnnen erfundene Geschichten richtig sein. Im Kino allerdings verstecken sich seit der Blair Witch selig hinter "realen" Bildern meist sogenannte Mockumentarys, Schein-Dokumentationen, die mit den Mitteln der Reportage der Anti-Aufklärung Vorschub leisten. Oder bloß dem Gewinnstreben. The Devil Inside ist so ein teuflisches Machwerk, das in Amerika zig Millionen Dollar einspielte, obwohl die meisten Kritiker vorab und große Teile des Publikums nachher sich überwiegend ablehnend äußerten. Egal, die Aussicht auf "echte" Mitschnitte von "wirklichen" Teufelsaustreibungen lockten in "God's own Country" Hunderttausende in die verwackelte Fake-Reportage, die immerhin mit einer Art Witz beginnt: "Die katholische Kirche unterstützt diesen Film nicht" steht auf der Leinwand. Ein verschwörungstheoretischer Beweis ex negativo: Wenn die Firma der Profis für Teufelsfragen sich distanziert, dann muss doch was dran sein, nicht wahr?

Dabei könnte wirklich etwas dran sein. Vor 20 Jahren hat eine Italienerin scheinbar ohne Motiv drei Leute abgeschlachtet, brabbelt seitdem unverständliches Zeug und vegetiert in einer wenig vertrauenerweckenden Psychiatrie vor sich hin. Archivaufnahmen, Polizeiberichte, Nachrichten-Mitschnitte erzählen davon.

In der Gegenwart beschließt ihre amerikanische Tochter, den blutigen Fleck in der Familiengeschichte aufzuklären und gerät in Rom an zwei junge Priester, die ohne kirchliche Erlaubnis Hinterzimmer-Exorzismen durchführen. Dabei wird sie von einem Dokumentarfilmer begleitet, der manchmal wirklichkeitsverstärkend mit seiner Kamera im Bild steht, häufiger aber unerklärlichen Zugriff auf Bildmaterial von der Video-Überwachung oder nur des Effektes wegen einer Kamera direkt von oben hat. Spätestens damit zerbricht die journalistische Fiktion, die umgekehrt immerzu die Spannung stört. Wenn es gerade los zu gehen scheint, diskutieren die unbotmäßigen Priester ihr Gewissen.

Andererseits hilft das Gewackel dabei, auch mit wenig Budget ein bisschen Splatter anzurichten. Ein dämonisch Besessener verrenkt sich die Glieder weit glaubwürdiger im Schatten unscharfer Bilder. Ein beim Exorzismus befreiter Teufel springt weit wirksamer auf einen seiner Bekämpfer über, wenn man es eben nicht sieht.

Aber das ist zu wenig, um selbst den duldsamsten Betrachter über den Schock hinweg zu trösten, dass der Film einfach nach dem zweiten Akt aufhört. Gerade kam etwas Schwung und Sinn in das Gewackel, und schon fährt der gefakte Filmemacher sich und seine überlebenden Hauptpersonen final an die Wand. Was, wenn es wahr wäre, wohl den ganzen Film verhindert hätte. Was ihm wiederum niemand vorwerfen würde, wäre er nur ordentlich erzählt.

Wing

USA 2011. R: William Brent Bell B: William Brent Bell, Matthew Petermann K: Gonzalo Amat D: Fernanda Andrade, Simon Quaterman, Evan Helmuth