ICH - EINFACH UNVERBESSERLICH

Der Mann, der den Mond klaute

Ein Bösewicht und drei Waisenkinder - aus sowas machen Amerikaner eine Komödie

Deutsche Filmvertitler scheinen recht schmerzfrei zu sein. Aus Despicable Me (etwa "Was bin ich aber auch verabscheuungswürdig!") den Titel Ich - einfach unverbesserlich zu generieren - dazu muss man viel aushalten können.

Heute piekst Mr. Gru kleinen Kindern ihre Luftballons kaputt und klaut schon mal den Eifelturm (na gut, eine kleine Kopie davon...). Schuld an allem ist Mama, die nie Verständnis für den kleinen Gru aufbrachte. In einer Rückblende sehen wir, wie er strahlend ruft "Mama, wenn ich groß bin, fliege ich zum Mond!", und Mama antwortet "Zu spät, mein Junge, die NASA schießt keine Affen mehr auf den Mond".

Kein Wunder, dass Gru heute den Mond stehlen will. Dazu braucht er allerdings eine Strahlenkanone, die den Erdtrabanten verkleinert, und diese Kanone besitzt sein Konkurrent Vector (ein Bill Gates wunderbar aus dem Gesicht geschnittener Nerd mit leichtem Bauchansatz).

Wie das Schicksal es will, kommt Gru nur mit Hilfe dreier Waisenmädchen in die gut gesicherte Festung von Vector, und wie der böseste Mann der Welt und drei süße Waisenkinder zueinander finden - das ist die Geschichte.

Die ist witzig, an den richtigen Stellen herzzerreißend, mit guten Slapsticks gespickt und jederzeit einfach genug, dass Kinder und Erwachsene etwas davon haben; im Rest der Welt lief der Film in den Sommermonaten für den fälligen Ferienkinogang der Familie.

Mit Despicable Me will Universal ein Beinchen in den Animationsmarkt stellen, und auch wenn der Film nicht die geniale Eleganz früherer Pixar-Produktionen besitzt oder die unbändige Zitateritis der Dreamworks-Produktionen, hat er eine gut gebaute Story, genug Knuddelfiguren zum Liebhaben (die kleinen gelben Helfer des Bösewichts Gru sind eine Geschichte für sich) und vor allem einen sehr guten Strich, der eher karikaturenhaft europäisch wirkt und dennoch atmosphärisch stimmig ist. Vor allem hat der Film durchgehend Witz und Tempo. Nach den beeindruckenden Versuchen, den Animationsfilm ernst werden zu lassen, stellt der hier endlich wieder die Domäne des Trickfilms zur Schau: die unbeschwerte, intelligente Kinounterhaltung.

Victor Lachner

Despicable Me. USA 2010 R: Pierre Coffin, Chris Renaud B: Ken Daurio