DEJA VU
Feuchter Traum Denzel Washington darf in der Vergangenheit rumschnüffeln
Wenn sich der Top-Gun-Regisseur Tony Scott und der Kracher-Produzent Jerry Bruckheimer zusammentun, muss man nicht lange auf eine Explosion warten. In diesem Fall fliegt gleich in den ersten Filmminuten eine voll besetzte Fähre auf dem Mississippi malerisch in die Luft. 543 Frauen, Männer, Kinder kommen bei dem Terroranschlag ums Leben. Die Spuren führen zu der Leiche einer Frau, die laut Obduktionsbericht Stunden vor der Explosion an den Folgen ihrer Verbrennungen gestorben ist.
Als der versierte Kriminalist Doug Carlin (Denzel Washington) mysteriöserweise seine eigene Stimme auf dem Anrufbeantworter des Opfers hört, ist das erst der Anfang einer obsessiven Ermittlung, die die Grenzen von Zeit und Raum sprengt. Mit einem Riesen-Computer rekonstruieren die Kollegen vom FBI aus Satelliten- und Überwachungskamera-Bildern die Realität mit viertägiger Zeitverzögerung. Durch ein Zeitfenster (oder war es ein Wurmloch?) darf der Held in die auf dem Bildschirm dahinströmende Vergangenheit einsteigen, um den Anschlag zu vereiteln.
Durch totale Überwachung nicht nur Terroristen zu überführen, sondern auch deren Taten rückwirkend ungeschehen machen zu können - das klingt wie ein feuchter Traum des CIA und bedient sicher auch die geheimen Sehnsüchte des Post-"Nine Eleven"-Amerikas. Ohnehin spart der Film nicht mit Verweisen auf die nationalen Katastrophen der letzten zehn Jahre. Neben dem 11. September auch das Attentat in Oklahoma 1995 und der große Stromausfall im August 2003. Hinzu kommt, dass Déjà Vu der erste Film ist, der in New Orleans nach den Verwüstungen von Hurricane Katrina gedreht wurde.
Aber all diese Zutaten, aus denen man einen hochaktuellen Politthriller basteln könnte, vermanscht Tony Scott zu einem spannenden, aber reichlich überdrehten Science Fiction-Plot. Dass der Film nicht vollkommen in den eigenen Wurmlochfantasien untergeht, verdankt er einzig und allein Denzel Washington, der auf unangestrengte Weise der durchgeknallten Story ein wenig Bodenhaftung verleiht.
Martin Schwickert
USA 2006 R: Tony Scott B: Bill Marsilii, Terry Rossio K: Paul Cameron D: Denzel Washington, Paula Patton, Val Kilmer
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