DEEP IMPACT
Viel zu gut
Edel-Menschen gegen KometenDer Erfolg als Co-Produzentin und Regisseurin der vielgefeierten Serie Emergency Room ermöglichte es Mimi Leder letzes Jahr, ihren ersten Kinofilm zu präsentieren.
Das beachtliche Ergebnis war der zu Unrecht stark unterschätzte Projekt: Peacemaker, gleichzeitig die erste Produktion von Steven Spielbergs Studio DreamWorks. Und die bisherige Erfolge wecken natürlich Hoffnungen auf Leders neuestes Werk.
Deep Impact handelt von einer Gefahr aus dem Weltall: Der riesige Komet "Biederman"(!) droht auf die Erde einzustürzen und alles Leben zu vernichten. Das amerikanisch-russische Raumschiff "Messiah"(!!) soll ihn mit Nuklearsprengköpfen unschädlich zu machen.
Obwohl die Bedohung realistisch erscheinen soll, ist der Film mehr dem Sciene-Fiction- denn dem Katastrophengenre zuzuordnen.
Deep Impact orientiert sich an Vorbildern wie Independence Day, bloß, daß die Protagonisten statt gegen böse Außerirdische gegen einen Kometen kämpfen. Es gibt sogar einige wenige Szenen, in denen der Fim wirklich gut ist. Wenn sich Mimi Leder nämlich auf eine einzige Figur konzentrierer kann, ist sie in ihrem Element. Etwa die Geschichte der Reporterin aus der zweiten Reihe, die einem Washingtoner Sex-Skandal nachzuspüren glaubt und versehentlich vom bevorstehenden Weltuntergang erfährt. Keiner der anderen Handlungsstränge wagt es, diese kurze Episode zu unterbrechen.
Aber auch nachdem ihre Geschichte eigentlich zu Ende ist, wird die Figur noch weiterverfolgt, ebenso wie die des Jungen, der den Kometen durch Zufall als erster entdeckte. Das problematisches Verhältnis der Reporterin zu ihrem Vater wird gezeigt. Oder der Film erzählt von der Teenagerliebe des Jungen. Alle müssen sich schließlich entscheiden, wofür sie sich einsetzen: Für das eigene Überleben oder für ihre Mitmenschen. Die eigentlich gute Idee, die drohende Katastrophe aus der Sicht von Personen zu schildern, die irgendwie in sie verwickelt waren, dann aber nichts an ihr ändern können, scheitert leider. Die Gewissenskonflikte der Charaktere wirken niemals glaubwürdig: Nicht nur, daß die Figuren zu gut und opferbereit sind, um realistisch zu wirken. Auch sonst steckt die Handlung, sowohl in der Darstellung der Einzelschicksale wie auch in der der globalen Bedrohung, voller Ungereimtheiten und Fehler, voller übertrieben-plakativer Spezialeffekte. Es entsteht so nie der Eindruck, die Gefahr sei in irgendeiner Form realstisch. Was bleibt, sind nur die oberflächliche Effekte. Mit der Zerstörungswut eines Independence Day kann Deep Impact allerdings nie mithalten. Er hat nichts, was nicht schon besser zu sehen war.
Carsten Tritt
|