Dallas Buyers Club The Freewheeling Doctor Matthew McConaughey als aidskranker Rebell gegen das System Als Ron Woodroof in den 80ern die Diagnose "HIV positiv" gestellt bekommt, ist er sicher, dass da ein Irrtum vorliegen muss. Denn HIV - das ist doch der Schwulenvirus. Und wenn der Texaner und Bauelektriker und Rodeoreiter Ron Woodroof eines hasst, dann sind es Schwuchteln. Als er durch ein bisschen Lektüre herausbekommt, dass es tatsächlich jeden treffen kann, schmuggelt sich Woodroof in eine klinische Versuchsreihe ein: Von einem Krankenhauspfleger lässt er sich regelmäßig mit AZT versorgen, der damaligen Wunderdroge gegen HIV und AIDS. Als diese Quelle versiegt, fährt Woodroof nach Mexiko, dort soll ein Arzt sitzen, der noch ganz andere Medikamente verschreibt, solche, die in Europa oder Israel längst zugelassen, in den USA aber verboten sind. Die wahre Geschichte des Ron Woodroof, der bei Diagnosestellung von seinen Ärzten noch 30 Tage Lebenszeit prognostiziert bekam, bildet die Grundlage für Texas Buyers Club, einen Film, der eine herzzerreißende Geschichte in geradezu brutaler Nüchternheit erzählt. Matthew McConaughey hat sich nicht nur einiges heruntergehungert für diese Rolle, er spielt diesen Ron Woodroof auch in aller Lässigkeit als Unsympathen, der einem in dem Maße ans Herz wächst, in dem er nicht nur um sein eigenes Leben kämpft, sondern auch um das von anderen. Als Woodroof in Mexiko die Wirksamkeit der Medikamente am eigenen Leib verspürt, packt er sich den Kofferraum voll, um das Zeug in Dallas im Straßenhandel zu verkaufen. Weil die Nachfrage groß ist, gründet Woodroof bald, zusammen mit seinem schwulen Freund Rayon, den "Dallas Buyers Club" mit freier Medikamentenabgabe für Mitglieder, Mitgliedsbeitrag: 400,- Dollar. Wie aus dem egomanen, koksenden, saufenden und herumhurenden Woodroof jener Mann wird, der sich bald mit der FDA anlegt, die im Interesse der Pharmakonzerne sein Geschäftsmodell der freien Medikamentenabgabe attackiert, wie aus dem ignoranten Ekel ein belesener, engagierter Kämpfer für freie Medikamentenwahl für Todkranke wird, dessen "Klinik" nur 10 Prozent der Todesraten professioneller Krankenhäuser aufweist - das breitet der Film ebenso ruhig wie undramatisch aus; und wenn McConaughey für diese Leistung keinen Oscar bekommt, braucht man ihm keinen mehr anzubieten. Ebenso brillant: Jared Leto als transsexueller Rayon, ebenfalls beeindruckend: Jennifer Garner als Ärztin Eve Saks, die im Interessenskonflikt zwischen medizinischem Betrieb und Patientenhilfe eine Entscheidung treffen muss. Von all den Filmen, die sich mit der dramatischen Frühgeschichte von AIDS befassen, ist dies hier mit Abstand der kälteste, distanzierteste. Mit manchmal brutalen Schnitten verweigert Regisseur Jean-Marc Vallé ejeden sentimentalen Moment. Die halbdokumentarische Kamera und vor allem das lakonische Auftreten von Matthew McConaughey heben Dallas Buyers Club weit über das übliche Genreniveau hinaus. Dallas Buyers Club gehört zu jenen Filmen, die man sich wegen des Themas eigentlich ersparen möchte. Und die man unbedingt gesehen haben sollte. Thomas Friedrich USA 2013 R: Jean-Marc Vallée B; Melisa Wallack K: Yves Bélanger D: Matthew McConaughey, Jennifer Garner, Jared Leto, Griffin Dunne
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