DAS GRÖSSTE SPIEL DER WELT

Hauptsache Endspiel

Eine Komödie über Fußball-Irre

Kein Sportereignis schlägt die Menschen derart in Bann wie eine Fußballweltmeisterschaft. Weder der amerikanische Super-Bowl noch die Olympischen Spiele können ähnlich hohe Einschaltquoten erzielen. Auch im Kino wird der Tritt gegen das runde Leder immer beliebter.
In seiner Komödie Das größte Spiel der Welt holt der spanische Dokumentar- und Naturfilmer Gerardo Olivares die Emotionen der Weltmeisterschaft 2002 zurück. Als Olivares vor einigen Jahren in der Mongolei aufhielt, traf er am Tag des Weltmeisterschaftsendspiels auf Bergnomaden, die gerade eine beschwerliche Reise auf sich nahmen, nur um die einzige funktionstüchtige Fernsehantenne der Gegend zu erreichen und dort das Spiel zu sehen. Olivares war derart fasziniert von der Entschlossenheit der Männer, dass er auch während seiner anschließenden Reisen durch den Niger und den Amazonas immer wieder nach solch unermüdlichen Fußballfans Ausschau hielt.
Im Film zeigt er drei Gruppen von Menschen, die im tiefsten brasilianischen Dschungel, in der afrikanischen Sandwüste und im unwirtlichen Berggebiet der Mongolei dem Endspiel zwischen Brasilien und Deutschland entgegen fiebern.
Mit selbst gebastelten Antennen, desolaten Fernsehgeräten und an den unmöglichsten Orten versuchen sie, wenigstens einen verrauschten Blick auf das rauschende Fußballfest zu werfen. Denn egal wie trist und beschwerlich ihr Leben ansonsten auch sein mag, das Endspiel wollen sie auf gar keinen Fall verpassen. Recht bizarr ist etwa das Bild einer Gruppe von Turareg-Nomaden, die sich mitten in der Sahara beim Klang der deutschen Nationalhymne erheben und stolz ihre rechte Hand aufs Herz legen.
Die Botschaft ist unmissverständlich: Selbst in den abgelegensten Winkeln der Erde leben Menschen, die der Fußball verbindet und die ihren Alltag durch den Sport für wenigstens 90 Minuten hinter sich lassen können. Auch Sportmuffel dürften nach diesem Film verstehen, warum Fußball landläufig als die schönste Nebensache der Welt bezeichnet wird.

Oliver Zimmermann

El Gran Final. D/Sp 2005, R & K: Gerardo Olivares B: Gerardo Olivares, Chema Rodríguez D: Zeinolda Igiza, Ahmed Alansar, Jenesco Kaapor; 88 Min.