DÄMON


Des Teufels Detektiv

Ringelpietz mit Anfassen, bis die gefallenen Englein singen

Den Schluß dürfen wir nicht verraten, so will es der Pakt. Aber zwei der tollsten Szenen schon: In der ersten verfolgt ein unsichtbarer körperschlüpfriger Dämon eine knackige Theologin (Embeth Davitz) übelwollend mitten durchs Einkaufsgedränge, dabei - wuusch - von einem Passanten zum nächsten den Wirt wechselnd. In der anderen umkreist so ein altböser Feind den Helden (Denzel Washington) verhöhnungshalber mitten in der Polzeistation, dabei "tihihihime is on my side" gröhlend, immer aus einem andern Kollegen-Mund.
Die können sich später nicht mehr daran erinnen, dem Publikum aber gehen beide Bilder bedrängter Seele länger noch nicht aus dem Kopf. Wohl weil sie sowohl der Handlung nützen, als auch alltägliche Situationen mit einem kleinen Twist ins Übernatürliche verschärfen - und konzentriert auf den angstbesetzten Punkt bringen.
Wie anders der Anfang: Denzel windet sich todeszuckend im Schnee, seine Stimme erläutert aus dem Off, so mies habe er sich schon lange nicht mehr gefühlt, und wenn man wissen wolle, wie es dazu kommen konnte, daß er beinahe umgebracht worden wäre ...
Es ist aber keine Rockford-Parodie, und die sich anschließende Rückblende ist auch nicht sauber mit den Augen des sich Erinnenden erzählt ... und sie bezieht ihren Reiz daraus, daß dem Publikum nur eingeredet wird, es wüßte mehr als die Polizei. Nämlich daß sich ein des langen und breiten gleich nach den Titeln hingerichteter Serien-Killer sozusagen auf dem Astralwege neue Leih-Mörder sucht. Und die dann miteinander umbringt. Und deren Leichen seinem Erzfeind, dem Fahnder, der ihn in die Gaskammer brachte, als Rätsel-Kranz um den Hals windet.
Hier sind die Anleihen bei Sieben überdeutlich. Auch im dunklen, rostigen Licht. Dort aber kam das Böse wirklich aus der Welt. Hier fällt es nur in sie hinein, und das ist, bei allem Aufwand an Bibelstudien und Aramäisch-in-30-Minuten-Kursen, das Gegenteil einer Erklärung. Und noch dazu in sich nicht stimmig. Wo bleiben die Engel etwa, wenn es Teufel gibt? Warum greift keiner zur Weihwasserpistole? Wieso dient es der allgemeinen Verteufelung, einen mittleren Ermittlungs-Angestellten zu triezen? Und wofür ist es ein Symbol, daß die Theologin dem Detektiv auf dem Weg zum finalen Shootout eine Thermoskanne Kaffee einpackt?
Das jedenfalls liegt an Regisseur Gregory Hobblit. Der hat fürs Fernsehen Hill Street Blues und NYPD Blue erfunden, Cop-Serien mit einem wunderbar bodennahen Sentiment in der Atmosphäre. Hier ist ihm, wie schon in seinem Kino-Debüt Zwielicht, der überverrätselte Plot etwas im Weg. Im Ensemble-Spiel (besonders mit John Goodman und Donald Sutherland im Bullen-Büro) schlägt das Herz des Films - und bleibt gleich nach der nächsten Story-Kurve wieder stehen. Der ganze seltsame Fall scheint sich vor 30 Jahren schonmal ereignet zu haben. Und schon wieder soll der Aufklärer zum Täter umfingiert werden. Warum? Wir sind nicht gespannt auf die Antwort - und wir kriegen sie auch nicht.
Und das Ende hat zwar eine Pointe, die wir vertragsgemäß nicht verraten; aber daß Drehbuchautor Nick Kazan sie scheinbar aus der Zweitverflimung von Das Ding klaute, wird man wohl noch andeuten dürfen.

WING