CSNY: DEJA VU Rust never sleeps Neil Young singt gegen das Altwerden und gegen George Bush und den Irak-Krieg Er habe gewartet, sagt Neil Young mit staubtrockenem Humor in einem TV-Interview, gewartet, dass endlich einer aus der jüngeren Generation auftaucht und den Protest gegen den Irakkrieg und gegen George Bush so formuliert, dass die Leute auf die Straße gehen. Dann sei er 60 geworden und habe nicht länger warten können und die Sache selbst in die Hand genommen. CSNY: Déjà vu begleitet die Konzerttour der Althippies von Crosby Stills Nash & Young , die sich 2006 noch einmal zusammentaten zur "Freedom of Speech"-Tour. Nach dem, was man den Dixie Chicks nach deren Präsidenten-Kritik angegetan hatten, konnten die alten Herren sich gut vorstellen, was sie erwartet. Aber weil sie inzwischen nicht nur alte, sondern auch reiche Hippies sind, denen die Haare immer noch nicht ganz ausgefallen sind, konnte ihnen das vollkommen egal sein. Und so sehen wir sie einerseits auf der Bühne stehen und alte und neue Proteslieder singen (die bei CSNY allemal besser klingen als alles andere, was man aus diesem Genre gewohnt ist), manchmal bewegend, manchmal ergreifend falsch ("Man kann uns wirklich nicht vorwerfen, wir hätten zu viel geprobt", sagt einer aus dem Off), und wir sehen das Publikum, dem vor Begeisterung die Tränen kommen oder das wutentbrannt aus der Konzerthalle stürmt und in die Kamera geifert "Fuck you, Neil Young!". Trotzdem ist Déjà vu nicht einfach nur ein Konzertfilm mit Interviews. Er sieht anfangs so aus und widmet sich ganz ausschließlich seinen Pop-Helden, die immer noch eine Menge gute Musik und eine Menge Charisma auf der Bühne zusammenbringen. Dann wendet der Film sich ganz langsam von seinem Musik-Thema ab, wir sehen immer mehr Bilder aus dem Irak, amerikanische Mütter, deren Söhne gefallen sind kommen ins Bild (auch eine irakische Mutter darf weinend am Straßenrand stehen und in die Kamera rufen "Why, Bush, why?"). Veteranen, auch aus Vietnam, erzählen davon, wie man nie wieder den Krieg aus der eigenen Seele herausbekommt, und so wird Déà vu zu dieser einzigartigen Mischung, die nur in den USA entstehen kann, diese patriotische Anklage des Patriotismus, ein "Ich liebe mein Land!"-Film und ein "Tretet George Bush in den Arsch!"-Pamphlet. Der Film endet mit der inofiziellen, weniger martialischen US-Hymne "America". Die beschwört mehr die Schönheit der Landschaft als die der Menschen, die Gott da hineingestellt hat. Amerikaner sind von sowas ergriffen. Außerhalb der Grenzen von Bush-Land darf man durchaus darüber schmunzeln. Thomas Friedrich USA 2006. R: Neil Young. B: Neil Young, Mike Cerre. K: MNike Elwell. Mit David Crosby, Graham Nash, Stephen Stills, Yeil Young.
|