DIE THOMAS CROWN AFFÄRE
Klauen gegen Krisen
Noch ein Gaunermärchen, leider nur mit Pierce BrosnanDer Edelganove hat wieder Konjunktur. Nachdem Sean Connery als kultivierter und vor allem sportlicher Rentner an den Alarmanlagen dieser Welt vorbeihuschte, begibt sich nun Pierce Brosnan in Die Thomas Crown Affäre stilsicher auf Raubzüge. Die jungen Helden der 90er sind hier völlig ausgeblendet. Sie wirken zu unruhig, schreien zu laut und können sich nicht genug kontrollieren, um im gediegenen Ambiente des Filmes zu überleben. Hier geht es um Menschen, die kurz vor der Midlife-Crisis stehen, und wie sie das Problem bewältigen.
Der Protagonist leitet einen Großkonzern, geht morgens als Entspannungsübung ins Museum und stibitzt dort mittags einen Monet. Der Diebstahl ruft zwei professionelle Aufklärer auf den Plan: Detective Michael McCann (Denis Leary) und die Versicherungsvertreterin Catherine Banning (Rene Russo). Der Polizist verkörpert den bodenständigen, verbitterten Mann der Straße, der sein Leben in geordneten Strukturen lebt. Es sind vor allem Einkommensdifferenzen, die seinen Lebensstil von dem der adretten Catherine trennt: Sie jettet durch die Welt, sucht nach neuen Abenteuern und flüchtigen Beziehungen. Ihre Stärke definiert sich durch das Alleinsein, womit sich der Kreis zu Thomas Crown schließt. Der Meisterdieb lebt und ringt mit denselben Problemen.
Es kommt wie es muß: Banning und Crown finden aneinander Gefallen, zunächst mit einem Katz-und-Maus-Spiel um das verschwundene Gemälde, später mit körperlicher Hingabe. Regisseur John McTiernan führt seine Helden durch einen langen Mittelteil, in dem sie sich selbst entdecken und nebenbei die Vorteile des Luxus in vollen Zügen genießen. Die Midlife-Crisis ist damit nicht verdrängt, denn Verlustängste verstärken sie. Insbesondere Banning zweifelt an dem Gentleman mit den vorzüglichen Manieren und ihrem Objektivitätsverlust.
Es ist nicht allzu überraschend, wie die etwas aufgeblasene Affäre ausgeht. Letztlich dient dem Film ein bekannter Klassiker mit Steve McQueen als Vorlage: Thomas Crown ist nicht zu fassen. Action-Maniac McTiernan prägt dem Streifen glücklicherweise nicht seinen Stempel der sukzessiven Katastrophen auf. Er verlagert ein charmantes Gaunermärchen in die hektischen 90er und überzeugt mit einem Nervenkitzel für reifere Semester: Intelligent, lässig und irgendwie bieder.
Ulf Lippitz
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