DAS COMEBACK

Eine edle Seele
Ron Howard schickt Russell Crowe in den Ring

Bis vor kurzem war der Boxerfilm Männersache. Dann kam Clint Eastwoods Million Dollar Baby, und mit Hilary Swank im Ring nahm ein Frauenboxerfilm Gestalt an. In Das Comeback versucht nun Regisseur Ron Howard (A Beautiful Mind) das Genre als Familienfilm zu verkaufen. Er verfolgt den Fall und Wiederaufstieg von Jim Braddock, der im New York der 30er zur Legende wurde.
Der Stehaufmännchen-Effekt, von dem der Boxerfilm schon immer angetrieben wurde, wird hier durch den Hintergrund der Weltwirtschaftskrise verstärkt. 1928 ist Braddock noch ein hoffnungsvolles Boxtalent, dem der Weg zur Weltmeisterschaft offen steht. Aber schon fünf Jahre später haben einige Verletzungen und die rasante Entwicklung der Wirtschaftskrise seiner Karriere ein Ende bereitet. Die Große Depression hat das Land fest im Griff. Die Jobs am Hafendock sind rar. Schon bald hat Braddock nicht mehr genug Geld, seine Frau (Renée Zellweger) und die drei Kinder zu ernähren. Aber da bekommt er etwas, von dem all die Verlierer der Krise nur träumen können: eine zweite Chance.
Das ist kein Comeback! betont sein Trainer Joe (Paul Giamatti), als er den ehemaligen Schützling als Ersatzmann in den Ring schickt. Aber der Außenseiter besiegt seinen überlegenen Gegner auf solch spektakuläre Weise, dass er seine Lizenz wieder bekommt und schließlich sogar gegen den gefürchteten Weltchampion Max Baer antreten kann.
Fröhlich pendelt Ron Howards Ping-Pong-Dramaturgie zwischen dem unaufhaltsamen Aufstieg des Working-Class-Men und dessen Rolle als verantwortungsvoller Familienvater hin und her.
Wo immer Hollywood ein Hohelied auf die edle Seele der einfachen Leute singt, ist der Kitsch nicht weit. Aber immerhin ergibt die Mischung aus Familienbeschwörungsritualen, hart geschnittenen Kampfszenen und historischer Elendsrekonstruktion eine gewisse epische Spannung, auch wenn die verschiedenen Zutaten nicht wirklich miteinander verschmelzen. Russell wirft sein ganzes Charismapotenzial in die Waagschale und macht als Boxer wie als liebender Vater eine gute Figur. Renée Zellweger hingegen nervt als patente Ehefrau ein wenig mit ihrer Bodenständigkeit, die sie in Cold Mountain bereits hinlänglich zur Schau gestellt hat.

Martin Schwickert
Cinderella Man USA 2005 R: Ron Howard B: Cliff Hollingsworth, Akiva Goldsman K: Salvatore Totino D: Russell Crowe, Renée Zellweger, Paul Giamatti