COLLATERAL DAMAGE Total Recall Das Interview zum Film Big A. bricht Männerherzen und Frauennacken Die Amerikaner hatten den Anstand - oder den Bammel - diesen missverständlichen Film nach dem 11.9. erstmal im Schrank zu lassen; die Deutschen hatten die Stirn - oder zuwenig dahinter - ihn mit dem Untertitel "Zeit der Vergeltung" zu versehen. Was das für Nebenschäden anrichtet, ist noch gar nicht abzusehen. Denn Collateral Damage ist nicht der straighte Film für den tumben Volkszorn. Sondern vorne ein für Schwarzenegger-Verhältnisse erstaunlich differenzierter Thriller - und hinten ein Fest für Sub-Text-Analysatoren. Gut ist er trotzdem nicht. Es rummst und zischt, zu seh'n ist: Arnold. Der quält sich als Feuerwehrmann lebensrettend durch Qualm und Hitze, und Regisseur Andrew Davis verpatzt gleich, richtig anzudeuten, dass wir den Flammen-Gang am Ende noch mal brauchen. Bei den nächsten Szenen klappt die Markierung: Arnie als Super-Vater repariert dem Sohn ein Spielzeug während Mammie ausschläft, Arnie verbindet Beruf und Erziehung und holt das Kind in der Mittagspause ab ... aber da rummst es erneut: ein Bombenanschlag trifft am Rande seine Liebsten, Arnie ist am Boden zerstört. Die offiziellen Stellen benehmen sich so bürgerfern, wie sie es nach dem Nine-Eleven wohl erstmal nicht mehr im Kino dürfen. Politik, Geheimdienst und FBI kochen ihre Süppchen auf dem Terror, private Tragödien sind ihnen nur Begleit-Verluste. Höchster Zynismus in der Maske reaktionärer Klischee-Erfüllung: der "zivile Arm" der Terror-Gruppe redet genau so von Kollateral-Schäden, wie es das State Departement bisher tat. Woraufhin Arnie denen das Büro zerdötscht. Dann geht er nach Kolumbien, um den Terror-Kopf einen kürzer zu machen. Und wieder traut der Film dem CIA jede Schandtat zu, Intrigen gegen schwache Senatsausschüsse, ungezählte Skrupellosigkeiten mit Todesfolgen. Ein schwächerer Held in einem stärkeren Film wäre jetzt desorientiert, Arnold aber tankt sich stur und strikt familienwertig durch. Nun ja, er bläst eine ganze Kokain-Farm samt Arbeiter aus dem Weg, aber diesen Collateral Damage nimmt der bekennenden Zigarrenfreund und Drogenfeind der Optik wegen mit. Dafür versägt er seinen Rache-Anschlag auf den Oberbösen, weil eine Frau mit ihrem Sohn in der Feuerlinie steht. Die aber ist die Frau des Teufels. Es folgt viel Diskussion über Gewalt und Gerechtigkeit. Und eine Menge Erklärung dafür, dass so viele Familien-Reste in der ganzen Welt Amerikaner für Mörder halten. Mehr wird nicht verraten, der Clou ist so überraschend, dass er alle politischen Implikationen über den Haufen wirft. Und auch das romantische Versprechen, die Kleinfamilie werde es schon richten. Der Film sagt: auf Mütter ist kein Verlass - und wenn du einen Sohn haben willst, hol ihn dir. WING USA 2001 R: Andrew Davis, B: Ronald Roose, David & Peter Griffith, D: Arnold Schwarzenegger, Francesca Neri, Cliff Curtis, John Leguizamo, John Turturro, Lindsay Frost
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