COHERENCE

Quanten-Party

Ein kleiner SF-Thriller über das Multiversum

Am Anfang geht nur ein Handy kaputt, was die acht Freunde, die sich zum Abendessen treffen, nicht weiter beunruhigt. Ebensowenig wie ein Komet, in dessen Schweif die Erde diesen Abend eintauchen soll.

Regisseur James Ward Byrkit verwendet keine warnenden TV-Spots zur Spannungsschürung, sondern bloß leicht beschwipsten Partytalk und eine wackelnde Handkamera. Seine Essensgesellschaft frotzelt über Veganismus und Modedrogen, über vergangene Liebschaften und unerledigte Probleme im Leben der vier Paare. Dann fällt der Strom aus.

Immer noch kein Grund zur Panik. Allerdings ist es schon seltsam, dass nur ein Haus in der Nachbarschaft noch voll beleuchtet in der allgemeinen Dunkelheit glimmt. Leicht beunruhigt gehen einige nachgucken, und immer beunruhigender wird es, weil scheinbar nebenan genau dieselben acht Leute ihre Party ruiniert sehen. Schnell reden alle von Schrödingers Katze, von Quantenzuständen, in denen die Realität zugleich so oder anders sein, in denen das eigene Leben anders, glücklicher gar verlaufen sein könnte.

Ohne Tricks und fast ohne Drehbuch, nur entlang kryptischer Notizen hangelten sich die Darsteller improvisierend durch fünf Drehtage in Byrkits Wohnzimmer und schufen eine Atmosphäre sich immer wieder neu übertölpelnder Verunsicherung. Bin ich ich? Bist du ein anderer? Müssen wir Angst vor unseren Versionen haben? Oder eher davor, nicht anders sein zu können? Und sind wir eigentlich noch alle dieselben, die den Abend miteinander begannen? Wie viele Leben hat Schrödingers Katze? Wie viele Häuser glimmen eigentlich wirklich da draußen im Dunkeln? Von welchem bist du gerade in welches zurück gekommen? Coherence ist Matrix für Grübler. Und Lo-Fi-Afficionados. Ein bisschen unentschlossen zwischen Quantenparabel und Emo-Thriller, aber sicher das spannendste SF-Stück der Saison. Ohne Aliens. Beziehungsweise voll davon.

Wing

USA 2013. R + B: James Ward Byrkit K: Nic Sadler D: Emily Baldoni, Maury Sterling, Nicholas Brendon, Elizabeth Gracen. 89 Min.