CLAY PIGEONS


Tote Freunde

Janeane Garofalo rettet mal wieder einen Film

Wolken in Zeitraffer, grüne Hügel, zwei Schüsse. Der Betrachter wird schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Die Idylle, ganz klar, trügt. Die beiden Ballerbrüder Earl und Clay zielen vorerst auf Bierflaschen, aber dann erschießt sich Earl beim sonntäglichen Zeitvertreib.
Für den Tankwart Clay (Joaquin Phoenix) ergibt sich daraus ein Problem. Dahingeschieden ist zwar sein bester Freund, aber gleichzeitig sein Nebenbuhler um Amanda. Das Beziehungsdreieck hat Earl zu der Tat getrieben. Sein Vermächtnis ist der Suizid mit der Waffe von Clay. Außenstehende werden ihn für den Mörder halten. Wie schafft es Clay, die Leiche an einen anderen Ort zu plazieren und alles wie die Wahrheit aussehen zu lassen? Darum dreht sich die erste halbe Stunde.
Was die Szenen zu Beginn erzählen, wirkt für die Gesamtkonzeption wie unnötiger Ballast. Die von Matt Healy erdachte und von David Dobkin (Swingers) inszenierte Geschichte handelt eigentlich von einem Serienkiller, der Clays neuer Freund wird. Aber das passiert später. Zunächst verwickelt sich Clay in skurrilste Situationen. Er muß noch eine weitere Leiche beseitigen, Amanda den Laufpaß geben und den Sheriff anlügen. Erst dann wandelt sich der Film in eine halbwegs spannende Verbrecherjagd.
Die Macher legen die Figuren überhöht an, so daß ihre Künstlichkeit immer die Fassade dumpfer Bauernschläue durchdringt. Clay ist der Simplicissimus, der sich jedem Vernunftargument verweigert. Amanda (Georgina Cates) stellt die Hure des Stückes dar, der serielle Mörder (Vincent Vaughn) den Gefährlich-Debilen. Alles schon gehabt, alles schon gesehen.
Der einzige Lichtblick in der Konstellation ist die städtische FBI-Agentin (Janeane Garofalo). Deren staubtrockener Humor läßt kein Auge trocken. Sie spielt in der zweiten Hälfte alle übrigen Figuren an die Wand. Ihre urbane Forschheit ist dabei kein neuer Einfall, sondern dem Konzept "Twin Peaks" entnommen. Für die gewollte Zitathaftigkeit sprechen letzlich auch die abgefilmten Donuts und die schneebedeckten Gipfel, die dekorativ ins Bild huschen.

Ulf Lippitz