Citizenfour Wie alles begann Dokumentation über den Beginn der Snowden-Aktion Das Interview zum Film Könnten Sie Ihren Namen bitte buchstabieren?", fragt der Journalist höflich. "S-N-O-W-D-E-N" antwortet sein Gegenüber, dessen Name in wenigen Tagen die Nachrichten rund um den Globus beherrschen wird. Aber noch sitzt Edward Snowden inkognito in einem Hotelzimmer in Hongkong. Mit ihm Glenn Greenwald und Ewen MacAskill vom britischen "Guardian" sowie die Filmemacherin Laura Poitras, die der "Whistleblower" ins Vertrauen gezogen hat, um jene Enthüllungen über die Überwachungspraktiken britischer und amerikanischer Geheimdienste zu lancieren, die den größten Skandal des Informationszeitalters auslösen werden. Mit mehr als einem Jahr Abstand spult Laura Poitras' faszinierender Dokumentarfilm Citizenfour zurück an den Anfang der NSA-Affäre und begibt sich direkt ins Auge des Orkans, der am 6. Juni 2013 mit der ersten Veröffentlichung im "Guardian" begann. Acht Tage hat die Filmemacherin Snowden im Hongkonger Mira Hotel befragt, beobachtet und begleitet. Ihr Film ist weit mehr als ein bloßes Porträt des "Whistleblowers". Direkt am Puls der Ereignisse entwickelt sich Citizenfour zu einem echten Dokumentar-Thriller, der zeigt, wie Geschichte durch Zivilcourage gemacht wird. Das Ausmaß des Wagnisses, das Snowden mit seinem gezielten Geheimnisverrat einging, die Ungewissheit über den Ausgang der Ereignisse werden in diesen Bildern noch einmal deutlich gemacht. Aber der Film zeigt auch einen Snowden, der genau weiß, was er will und sich des Risikos bewusst ist. Er kennt die Mechanismen der Medienwelt, die durch Personalisierungen von den eigentlichen Problemen ablenken. "Ich bin hier nicht die Story", sagt Snowden, weshalb sein Name in den ersten Tagen nach der Veröffentlichung noch nicht bekannt gemacht wird. Dass er sich outen und für seine Taten öffentlich einstehen will, ist ihm genauso klar. Der 29jährige macht einen überraschend besonnenen Eindruck, erklärt den Journalisten in Ruhe die Bedeutung der Daten und die Strukturen des Überwachungsapparates. Aber als der Sturm dann in Gang kommt, die Lebensgefährtin, die von alledem nichts weiß, vom US-Geheimdienst befragt wird, sieht man auch die Ängste, die allen Risikokalkulationen zum Trotz aufkommen. Poitras ist weit entfernt davon, Snowden zum Helden zu stilisieren, vermittelt aber dennoch ein deutliches Gefühl dafür, welchen Mut diese Entscheidung erfordert hat und welche ungeheure Dynamik - für Snowden wie für die Weltöffentlichkeit - dadurch freigesetzt wurde. Martin Schwickert D/USA 2014 R: Laura Poitras K: Kirsten Johnson, Katy Scoggin, Trevor Paglen
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