CHOCOLAT Süße Dinge
»Babettes Fest« in der kalorienmächtigen Fassung Willkommen in einem zuckersüßen, sinnlichen Film über Toleranz, Menschlichkeit und eine gute Fee, die von Stadt zu Stadt wandert, um die Menschen von ihrer verknöcherten Grimmigkeit zu erlösen. Mitten drin ist die Schokolade, die von einer attraktiven Frau zubereitet wird. Die zog vor kurzem mit ihrer Tochter in ein kleines französisches Dorf, dem bisher der Bürgermeister seine Auffassung von Moral aufdrückt. Eine unverheiratete Frau mit Kind und die von ihr eröffnete Chocolaterie sind die pure Sünde. Zwischen gesellschaftlichem Druck sowie dem aufkeimendem Verlangen nach dem verbotenen Genuss entwickelt sich die märchenhafte Handlung. Dem Kampf mit den Bürgermeister gesellt sich noch ein geheimnisvoller Fremder hinzu, der mit einer Truppe von Vagabunden umherzieht. Schokolade ist der zentrale Punkt. In ihren verschiedenen Erscheinungsformen ist sie Sinnbild für die geheimen Wünsche von Rebellion. Der einsame Kampf der guten Fee für Lebensfreude und Genuss wird in zarten stimmungsvollen Bildern zu einem Gleichnis über den Wert von Toleranz. Dabei löst sich Chocolat von der Einbettung seines Grundkonflikts in die französische Dorfgesellschaft der 60er Jahre, um über die geheimnisvoll entrückte Atmosphäre zu einem emotional tief berührenden Lehrstück zu werden.
Stefan Dabrock
USA 2000. R: Lasse Hallström. B: Robert Nelson Jacobs. K: Roger Pratt. D: Juliette Binoche, Judi Dench, Alfred Molina, Lena Olin, Johnny Depp.
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