Chico & Rita Von Havanna nach New York Ein Animationsfilm über die wilde Zeit des Jazz Als in den 50ern der intellektuelle Bebop auf den sinnlichen Karibik-Jazz aus Kuba stieß, war die Swing-Ära endgültig zu ende. Und Jazz wurde zu etwas, wonach nicht mehr getanzt wurde sondern das konzertant genossen werden sollte. In dieser Umbruchzeit spielt der Animationsfilm des Spaniers Fernando Trueba, der zusammen mit dem Designer Javier Mariscal der Welt der 50er und 60er Jahre ein Denkmal setzt. In liebevoll ausgearbeiteten Designs werden Klamotten, Autos, Architektur - und natürlich die Musik zelebriert wie sie sich in den letzten Jahrzehnten mit Stil darstellten. Den Motor für den Nostalgie-Trip liefert eine Liebesgeschichte, wie sie klischeehafter nicht sein könnte: Der Pianist Chico und die Sängerin Rita sind einander leidenschaftlich zugetan und müssen Jahrzehnte und Kontinente überwinden, um schließlich zueinander zu finden. Bis dahin treten auf: Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Otto Preminger, Marlon Brando, Gene Kelly, Ben Webster, Woody Herman, Josefine Baker... Da alle Animationen im Stroboskop-Verfahren gefertigt wurden (Schauspieler liefern die Bewegungsvorlagen), ist die mimische Ausstattung der Protagonisten eher sparsam ausgefallen, die Bewegungen sind dafür umso beeindruckender. Von den Farben und dem Designrausch ganz zu schweigen. Für den Soundtrack war die kubanische Jazzlegende Bebo Valdez zuständig, der den Film mit melancholischen Motiven ausstattet. Die üppigen Musik-Zitate wurden erstaunlicherweise größtenteils neu eingespielt. Selten hat jemand, der nicht Ben Webster ist, so nach Ben Webster geklungen wie hier. Dramaturgisch leidet Chico and Rita unter seiner absolut absehbaren Handlung zwischen Eifersucht und Liebe zum Jazz. Atmosphärisch ist das dafür sehr stimmig und anheimelnd; auch wenn verschiedene Teile des Films in verschiedenen europäischen Studios animiert wurden, weshalb Chico und Rita zwar viel Stil, aber auch optisch wenig wirklich originelle Einfälle enthält. Thomas Friedrich Spanien/UK 2010 R: Fernando Trueba, Tono Errando, Javier Mariscal B: Fernando Trueba, Ignacio Martinez de Pisón Sprecher: Limara Menese, Eman Xor Ona, Mario Guerra
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