Chernobyl Diaries Stadt der Toten Abenteuerurlaub in der Hölle Alles ist falsch an diesem Film, vor allem die Erwartung, einen neuen Found Footage-Schrecken zu kriegen, so wie ihn Co-Autor Oren Peli mit seiner Paranormal Activity-Reihe zu interessanter Blüte führte. Hier steht er zwar groß auf den Plakaten, lieferte aber nur die Story-Idee, und der wahre Regisseur Bradley Parker klärt nach einer lustigen Exposition mit Handy-Cams schnell, dass er eine ganz normale erzählende, objektive Filmkamera benutzt. Leider wackelt die aber zu oft. Und zeigt das falsche. Ein paar junge Amerikaner reisen durch Europa. Schnell haben sie Paris, Rom und Prag hinter sich. "Hier sind wir am Tower von London" freut sich dann eine ins Handy des anderen, wobei wir deutlich sehen, dass es eigentlich die Tower Bridge nebenan ist. Unsere Helden sind also unbeschwert. Und blöd. Immerhin haben sie schon mal von Chernobyl gehört. Und beschließen, auf dem Weg nach Moskau einen Abstecher nach Pripyat zu machen, der Geisterstadt, die seit dem Atomunglück im Reaktor nebenan leer steht. Ein ganz dummer Gedanke. Zwar gibt es tatsächlich Katastrophentourismus in der Gegend, und ganz sicher ist Pripyat ein schrecklicher Ort, bei dem der Geigerzähler schon anspringt, wenn man nur an ihn denkt. Aber müsste man die Geschmacklosigkeit, ihn als Kulisse für bloß noch einen Horrorfilm zu benutzen, nicht wenigstens mit einer ordentlichen Geschichte bezahlen? Statt einfach dem Kleinbus der Touristen nach dem ersten Rundgang durch die leere Atomarbeitersiedlung eine Panne zu verpassen. Zu Fuß kommt man hier nicht mehr weg, ohne ungesunde Strahlungsmengen aufzunehmen. Was bleibt? Panik, zielloses Herumgerenne, enervierendes Kreischen, und dann und wann ein Rumpeln hinter dieser Tür, ein Schatten an jener Wand. Etwas hat überlebt. Aber was? Aus ähnlichen Prämissen machten schon viele furchtbare Filme gut funktionierenden Horror. Am nächsten ist Chernobyl Diaries noch an The Hills Have Eyes, aber Regie und Buch übernahmen nur die abgetragensten Schock-Effekte aus dem Genre-Baukasten und ließen alles weg, was Spannung oder Interesse an den Personen erzeugen könnte. Sogar die mörderischen Gegner bleiben unerkennbar im Dunkeln. Dabei hätten Zombies im Atomkraftwerk doch durchaus unsere Sympathie, wenn sie Grusel-Gaffer fräßen. Oder gewisse Regisseure. Wing USA 2012. R: Bradley Parker B: Oren Peli, Carey & Shane Van Dyke K: Morten Söborg D: Dimitri Diatchenko, Jesse McCartney, Olivia Dudley, Devin Kelley
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