Can a Song Save Your Life? Der Sound des Echten Eine schwungvolle Musikkomödie mit melancholischem Unterton Mit dem gnadenlos romantischen Musikfilm Once hat der irische Regisseur John Carney die Herzen der internationalen Filmgemeinde erobert und für seinen Titelsong sogar einen Oscar bekommen. Man durfte gespannt sein, was nach dem erfolgreichen Low-Budget-Debüt folgt: der kommerzielle Ausverkauf an Hollywood oder die Treue zur eigenen, kreativen Unabhängigkeit? Carneys neuer Film Can a Song Save Your Life schafft den Balanceakt zwischen beiden Polen vollkommen unverkrampft. Natürlich adressiert seine erste amerikanische Produktion mit internationalen Stars wie Keira Knightley und Mark Ruffalo in den Hauptrollen ein breites Weltmarktpublikum. Aber den herzerwärmenden Geist, der die Musik als Tor zur menschlichen Seele begreift, hat Carney aus seinem Debüt hinübergerettet. Der Film erzählt wohl auch von den eigenen Erfahrungen des Regisseurs, von den Konsequenzen des plötzlichen Erfolges und vor allem von denen, die dahinter zurückbleiben. Voller Hoffnungen ist Gretta (Keira Knightley) mit ihrem langjährigen Freund Dave (Adam Levine) nach New York gekommen. In England haben die beiden zusammen Musik gemacht, und mit Grettas Songs hob Daves Sänger-Karriere schon bald ab. Aber das US-Plattenlabel versorgt den neuen Star nun mit kommerzielleren Kompositionen und auch die romantische Beziehung bröckelt unter dem Erfolgsdruck. Während Dave durch die Staaten tourt, singt Gretta in einem Club bei einer Open-Mic-Night einen Song, in den sie all ihre Enttäuschungen gepackt hat. Die Resonanz ist verhalten. Nur ein etwas angetrunkener Enddreißiger an der Bar klatscht frenetisch Beifall. Bei dem Mann handelt es sich um den abgewirtschafteten Musikproduzenten Dan (Mark Ruffalo), und kurz darauf sehen wir den Auftritt Grettas noch einmal aus seiner Perspektive. Zu Gesang und Gitarre addiert Dan Streicher, Schlagzeug und Klavier, so dass aus dem verhalten vorgetragenen Lied in seiner musikalischen Fantasie ein großartig arrangierter, melancholischer Song erwächst. "Lass uns zusammen ein Album aufnehmen", sagt er zu Gretta, die den schrägen Produzenten misstrauisch mustert. Für Dan ist das Projekt nicht nur eine Möglichkeit, seine stagnierende Karriere neu anzukurbeln, sondern auch ein Weg wieder die Freude an der Musik zu spüren, die ihm im Kommerzbetrieb abhanden gekommen ist. Kreuz und quer durch New York tingeln die Musiker für ihr improvisiertes Outdoor-Album, das die Hintergrundgeräusche der Stadt als stimmungsvolle Audio-Kulisse in Gebrauch nimmt. Und mit den Musikaufnahmen entwickelt auch der Film einen ganz eigenen Groove. Von der Melancholie bis zur Euphorie wird hier ein breites Stimmungsfeld abgetastet und die Kraft der Musik in kritischen Lebensphasen glaubwürdig beschworen. Schön auch, dass Can a Song Save Your Life den Mut findet, die Freundschaft zwischen Gretta und Dan nicht zwanghaft in eine romantische Beziehung zu überführen. Im emotionalen Auf und Ab geht es mehr darum, zu sich selbst als zur großen Liebe zu finden, und da sind Freunde zumeist eine bessere Hilfe als potenzielle Geliebte. Wie schon in Once steht in Can a Song Save Your Life die Freude an der Musik im Zentrum, und diese Freude ist nicht nur eine programmatische Drehbuchforderung, sondern in nahezu jeder Filmminute direkt spürbar. Noten, Worte und Bilder fließen stimmig ineinander, dass man sich nur zu gerne vom befreienden Atem dieses Feel-Better-Movies davontragen lässt. Martin Schwickert Begin Again USA 2014 R&B: John Carney K: Yaron Orbach D: Keira Knightley, Mark Ruffalo, Adam Levine. 103 Min.
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