»BYE BYE BLUEBIRD«

Heimwärts

Zwei Frauen erfahren die Faröer

Offiziell gehören sie zu Dänemark, aber da kennt sie kaum jemand. Cinematografisch gehören sie Dank Katrin Ottarsdóttir zur Welt, die winzigen Inseln im Nordatlantik, auf denen die Sonne im Sommer nie untergeht, und ein Road-Movie nur 1000 Kilometer Straße zur Verfügung hat.
Zwei junge Frauen brauchen jeden Meter davon, um nach langer Flucht aufs Festland und einer Karriere als Fotomodels wieder nach Hause zu finden. Irgendetwas ist damals hier geschehen, irgendetwas passiert auch jetzt, als die grellen Grosststadtpflanzen mit den Dorftramp herumkutschieren, um nicht ankommen zu müssen. Sie benehmen sich fröhlich daneben und suchen doch ihr Verhältnis zur Kleinstadt im Herzen. Das Leben ist hart da oben, das Licht unerbittlich, die Männer saufen den Schnaps aus der Flasche, und die Frauen verlieren langsam an Make Up und gewinnen an Konturen.
Regisseurin Ottarsdottir verliess früh die Faröer, wurde Punk in Kopenhagen, hat mit Lars von Trier Film studiert. Sie zitiert mit Wonne Slapsticktradition und Skurrilitäten-Standards, und sie kippt die harsche Farce am Schluss zum Melodram mit zwei Töchtern und zwei Müttern aus drei Generationen, weinend.
Eine, gespielt von Hildigunn Eydfinsdottir, bekennt sich zu ihrem jung verlassenen Kind und nimmt es mit in die Welt. Dort wird sie wohl der erste Faröer-Filmstar werden; nachdem ihre leibliche Mutter, die Regisseurin, den ersten Film der Inseln überhaupt gedreht hat.

WING

DK 1999 R&B: Katrin Ottarsdottir. D: Hildigunn Eydfinsdottir, Sigri Mitra Gaini