Burlesque

Die singende Kellnerin

Christina Aguileras erster Film handelt nicht von ihr selbst; immerhin.

Wenn Popstars, die schon so einige Platinplatten im Wohnzimmer hängen haben, ihre ersten Kinoauftritte planen, reiben sich Musikproduzenten und Filmstudios in Vorfreude auf die finanziellen Synergieeffekte die Hände.

Christina Aguilera war schon lange auf der Suche nach einem passenden Filmprojekt. Anders als ihre Rapper-Kollegen Eminem und 50 Cent lehnte sie Drehbücher ab, die ihr eigenes Leben reflektierten. In der Fantasiewelt, in der ihr erster Film Burlesque angesiedelt ist, besteht kaum die Gefahr autobiografischer Fehldeutungen, denn drinnen in dem Revuetheater scheint die Zeit in den mondänen 1920er-Jahren stehen geblieben zu sein.

Tess (Cher) betreibt am Sunset-Strip die Cabaret-Bar, in dem die Künstlerinnen knapp bekleidet lippensynchron zu Songs wie "Diamonds are the Girls Best Friends" singen und tanzen. Aus dem tiefsten Iowa geflüchtet, strandet hier die junge Ali (Aguilera) und ist sofort fasziniert von den erotischen Darbietungen und der Atmosphäre des Clubs. Sie heuert als Kellnerin an und schafft es schließlich auf die Bühne. Ihren ganz großen Auftritt hat Ali jedoch, als das Playback ausfällt und die bis dahin unentdeckte Sängerin den Saal mit ihrer Stimmgewalt in den Bann zieht. Derweil kreisen die Pleitegeier über dem "Burlesque" und der Immobilienhai Marcus macht Tess lukrative Übernahmeangebote und der schönen Ali unmoralische Avancen.

Debütregisseur und Drehbuchautor Steve Antin hat den Film voll und ganz auf seinen Superstar maßgeschneidert. Fast in jeder Einstellung ist die Popdiva präsent. Aguilera hat mehr als genug Möglichkeiten, mit lasziv vibrierender Unterlippe ihre Stimmgewalt unter Beweis und den eigenen Luxuskörper in knappen Perlenfummeln immer wieder zur Schau zu stellen.

Über ihr schauspielerisches Talent lässt sich kaum etwas sagen, weil die Rolle des Mädchens aus der Provinz im nostalgischen Wunderland des Showbusiness nur wenig hergibt.

Martin Schwickert

USA 2010 R&B: Steve Antin K: Bojan Bazelli D: Cher, Christina Aguilera, Stanley Tucci