BURIED - LEBEND BEGRABEN Allein in der Kiste Ein Film, der komplett im Sarg spielt Die Leinwand ist schwarz. Kohlrabenschwarz. Aus der dunklen Stille heraus hört man ein leises Atmen. Später ein Husten, das Kratzen von Fingernägeln auf Holz, ein Rascheln und erst nach drei langen Minuten in der finsteren Verlorenheit des Kinosaals sehen wir zunächst einen Funken, dann die Flamme eines Feuerzeugs, die das spärliche Setting beleuchtet. Ein Mann, ein Sarg, dazu Stift, Taschenmesser, Feuerzeug und ein Handy - das sind die Utensilien, mit denen Rodrigo Cortés Buried eineinhalb Kinostunden bestreitet. Ganz ohne Rückblenden und ohne je die Holzkiste zu verlassen erzählt der Konzeptthriller von einem LKW-Fahrer, der als amerikanischer Vertragsarbeiter im Irak Hilfsgüter transportierte, in einen Hinterhalt geriet und von irakischen Freischärlern lebendig begraben wurde. Fünf Millionen Dollar fordern die Entführer, und der Begrabene (Ryan Reynolds) telefoniert sich, angefangen von der einfachen Notrufnummer über die Personalabteilung seines Unternehmens bis hin zum US-Truppebeauftragten für Geiselnahmen, mit steigender Verzweiflung durch die politische Bürokratie. Endlose Warteschleifen, leere Versprechungen und schließlich sogar die Kündigung durch den Juristen der Dienstleistungsfirma werden in dieser kafkaesken Situation verhandelt und zu einem kompakten Thriller verzurrt. Mit seiner Konzentration auf seinen klaustrophobischen Handlungsort ist Buried ein durchaus gewagtes cineastisches Experiment. Mehrere Jahre kursierte das Skript in Hollywood, bis der spanische Regisseur Rodrigo Cortés das Projekt als spanisch-amerikanische Koproduktion realisierte. Auch wenn die Geschichte im Irakkrieg angesiedelt ist, geht Cortés weit über den tagespolitischen Kontext hinaus. Mit dem Mann im Sarg, der vergeblich auf behördliche Hilfe wartet, entwirft Buried eine riesengroße Metapher für die Verlassenheit des Individuums gegenüber den Wirkungskräften der Weltpolitik - ohne dass die Angelegenheit auch nur eine Minute langweilig wird. Martin Schwickert USA/SP 2010 R: Rodrigo Cortés B: Chris Sparling K: Eduard Grau D: Ryan Reynolds
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