DAS BOURNE ULTIMATUM

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Das Action-Kino kehrt zur puren Körperlichkeit zurück. Trendsetter waren dabei auch die Filme um den Geheimagenten Bourne. Der dritte Teil »« kommt jetzt ins Kino.

Mein Name ist Bourne, Jason Bourne" - solch ein lässiger Vorstellungssatz käme dem derzeit zweiterfolgreichsten Kino-Geheimagenten nicht über die Lippen. Gehetzt, verfolgt und mit einem vollkommen zerstörten Ego ist Bourne (Matt Damon) der klare Gegenentwurf zum selbstbewussten Meisterspion Ihrer Majestät.
Lange hat Hollywood versucht James Bond zu imitieren und dem britischen Franchise-Unternehmen die Kundschaft zu stehlen. Aber alle Nachahmungsversuche waren gescheitert, und erst der radikale Gegenentwurf brachte den Erfolg. An das weltweite Einspielergebnis von fast 600 Millionen Dollar von Casino Royale kamen die Bourne - Filme zwar bisher nicht heran. Aber es ist nicht zuletzt dem Konkurrenzdruck zu verdanken, dass sich der neue James Bond vom eleganten Martini-Schwenker zum physischen Action-Helden gewandelt hat.
Mit dem geschundenem Körper, der leblos im Mittelmeer trieb, begann die Geschichte des Agenten, der in einem Spezialprogramm des CIA durch Gehirnwäsche zur Kampfmaschine herangezogen wurde. Ein körperlicher Held, der sich nicht in Hi-Tech-Spielereien ergeht, sondern den handgreiflichen Nahkampf bevorzugt, kein klassischer Weltenretter, sondern ein trainierter Killer, der gegen seine Bestimmung ankämpft und vor allem eins sucht: sich selbst.
Auch im dritten Teil wird der versierte Undercover-Agent von seinen ehemaligen Auftraggebern gejagt. In der CIA-Zentrale hat sich eine Abteilung zur Verteidigung der nationalen Sicherheit eingerichtet, die für ihre außerlegalen Machenschaften nicht mehr die Erlaubnis von Präsidenten, Ministern oder Senatoren einholen muss. Die Kommandozentrale ist ein Orwell'scher Alptraum. Mit ein paar Maus-Klicks hacken sich die Terrorbekämpfer in alle Telefongespräche und Überwachungssystem der Welt ein. Am Bildschirm in New York wird die Operation in der Londoner Waterloo-Station geleitet, bei der ein britischer Journalist erschossen wird und Bourne nur knapp seiner Verhaftung entkommen kann.
Schon in der ersten Viertelstunde beweist sich Regisseur Peter Greengrass ( Flug 93 ) als Meister des hautnahen Action-Kinos. Handkamera-Aufnahmen aus dem Menschengewühl, Totalen aus der Vogelperspektive, Bilder auf den Überwachungsbildschirmen und Close-Ups auf die Gesichter der hektischen Akteure verbindet er zu einer atemberaubenden Verfolgungsjagd, die trotz der schnellen Schnittfolgen und dem ständigen Location-Wechsel vollkommen organisch wirkt. Kaum eine halbe Stunde später überbietet Greengrass die eigene Leistung, wenn er seinen Helden durch die Altstadt des marokkanischen Tanger hetzt, wo dieser sich durch verwinkelte Flure und ungeöffnete Fenster, über Dächer und Straßenschluchten hinweg durch die Häuserblocks arbeitet. Hier geht es nicht um Choreografie und digitale Effekte, sondern um pure physische Energie, die sich auf der Leinwand materialisiert.
Dabei reproduziert der Film ein Motiv, das sich derzeit in vielen einschlägigen Hollywood-Produktionen wiederfindet: Der Sieg des persönlichen, körperlichen Einsatzes über die Waffen der Hightech-Gesellschaft. Bourne schlüpft unter dem Radar des totalen Überwachungsstaates hindurch, fordert den verselbstständigten Machtapparat des Geheimdienstes heraus, um seine eigene Geschichte als patriotischer Pflichterfüller grundlegend zu hinterfragen. Die Mischung aus radikalem Selbsterfahrungstrip, aktuellen politischen Bezügen und hochdynamischen Actionszenen verbindet sich auch im dritten und vorerst letzten Bourne -Teil zu einem Stück intelligenter und spannender Kinounterhaltung.

Martin Schwickert

The Bourne Ultimatum. USA 2007 R: Paul Greengrass B: Tony Gilroy, Scott Z. Burns, George Nolfi K: Oliver Wood D: Matt Damon, Julia Stiles, David Strathairn