MESSAGE IN A BOTTLE
Gut geschmirgelt
Robin Whright Penn beschmachtet Kevin Costner Im Zeitalter romantischer Komödien ist die echte Schnulze vom Aussterben bedroht. Regisseur Louis Mandoki besinnt sich mit Message in a Bottle nun des melodramatischen Schnupftuchgenres. Die Romanvorlage hielt sich in den USA beharrlich in den Bestsellerlisten, was mehr über den bedauernswerten Seelenzustand des amerikanischen Volkes aussagt als über die Qualität des Buches.
Message in a Bottle erzählt die bekannte Geschichte von Mr. und Mrs.Right, die nicht zueinander finden können, obwohl sie einander so lieb haben. Garret (Kevin Costner) ist ein vereinsamter Witwer, der an der malerischen Küste von North Carolina sein Unglück pflegt. Seit dem Tod seiner geliebten Catherine lebt der schmucke Bootsbauer nur noch in den Erinnerungen an seine große Liebe. Ab und an wirft Garret eine Flaschenpost mit bewegenden Treueschwüren für die Verstorbene in die Meeresfluten. Wie der Zufall es will, liest die schöne, einsame Theresa (Robin Wright Penn) aus Chicago die Liebesbotschaft auf und ist auf der Stelle magnetisiert von soviel romantischer Poesie. Auch Theresa ist ein gebranntes Kind. Nach einer scheußlichen Scheidung hat die alleinerziehende Mutter ihre verknackste Seele fest unter Verschluß. Aber die sehnsüchtigen Worte des guten Garret wecken in ihr wieder das Vertrauen in den männlichen Teil der Weltbevölkerung. Nach ausgiebiger Recherche macht die Journalistin den Absender der Flaschenpost ausfindig, und nun beginnt der äußerst langatmige Prozeß der Annäherung. Während das Publikum sofort erkennt, daß die beiden füreinander geschaffen sind, quälen sich die Protagonisten auf geradezu nervenzerrüttende Weise.
Immerhin garniert Mandoki das ausufernde amouröse Tauziehen mit erlesen kitschigen Bildern: rauschende Wellen, flatternde Segel, wehendes Haar, Sonnenauf- und untergänge, Grillenzirpen, Fröschequaken - was will man mehr. Und wenn Kevin Costner liebevoll den Schiffsrumpf schmirgelt und mit sonnengebräunter Seglerhand über das Holz streicht, kommt sogar ein wenig Bootsbauererotik auf. Auch Robin Wright Penn macht als selbstbewußte Melancholikerin eine gute Figur, zusammen ergeben die beiden ein aseptisches Optimalpaar, wie man es nur in Hollywood findet. Die Schwächen liegen eindeutig in der Geschichte, die die Verzichtsdramaturgie des Melodrams bis zur Schmerzgrenze und weit darüber hinaus ausreizt. Daß das zahlende Publikum nach erlittenen Qualen auch noch um das Happy End betrogen wird, ist schließlich ein eindeutiger Fall von Kundenbetrug.
Martin Schwickert
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