BLOOD DIAMOND
Moral und Action
Edward Zwick, bekannt für Actionfilme mit Anspruch, zeigt uns Afrika als Hort des Schreckens
Vorbei ist die Zeit, in der Afrika im Kino als Kontinent der Sehnsucht für zivilisationsmüde Abenteurer gehandelt wurde. Der Mythos des schwarzen Kontinents, der in exotischen Leinwandepen wie Hatari, Jenseits von Afrika bis hin zu Caroline Links Nirgendwo in Afrika gefeiert wurde, weicht dem Bild des von Bürgerkriegen und blutigen Gewaltexzessen heimgesuchten Erdteils.
Den Anfang machte das Action-Genre mit Filmen wie Black Hawk Down oder Tränen der Sonne, die die afrikanische Kulisse nutzten, um der ziellosen Gewalt lokaler Warlords die weltpolizeiliche Ordnungsfunktion amerikanischer Militärs gegenüber zu stellen.
Aber dann folgten mit Hotel Ruanda und Der ewige Gärtner Filme, die mit weniger konservativ-ideologischem Ballast sich der politischen Analyse stellten.
Edward Zwicks Blood Diamond nähert sich nun von beiden Seiten und versucht die Ansprüche des Actionkinos mit einer klaren, politischen Botschaft zu verbinden.
Im Zentrum steht das Geschäft mit Rohdiamanten in Sierra Leone Mitte der 90er Jahre. In dem westafrikanische Küstenstaat tobt seit Jahren ein brutaler Bürgerkrieg, in dem Regierungstruppen und die "Revolutionary United Front" um die Kontrolle des Landes und der Diamantvorkommen kämpfen.
Der Fischer Solomon Vandy (Djimon Hounsou) wird nach einem Überfall der Rebellen als Zwangsarbeiter in die Diamantfelder verschleppt, während seine Familie knapp dem Massaker entkommt. Als er einen großen, rosafarbenen Diamanten findet, gelingt es ihm, den Stein zu vergraben, bevor Regierungstruppen die Mine stürmen. Er landet im gleichen Gefängnis wie der Diamantenschmuggler und Abenteurer Archer (Leonardo DiCaprio), der im Tausch gegen Rohdiamanten die Rebellen mit Waffen versorgt und die wertvolle Ware über die Grenze nach Liberia bringt. Von dort werden die sogenannten Konflikt-Diamanten an Großhändler in Antwerpen, London oder New York verkauft.
Als der Ex-Söldner von dem Fund erfährt, setzt er alles daran, den Stein aufzutreiben. Archer kann Solomon davon überzeugen, dass er mit dem Erlös seine Familie retten und den Sohn befreien kann, der als Kindersoldat von der RUF rekrutiert wurde. Begleitet werden die beiden von der Journalistin Maddy (Jennifer Connelly), die an einer Story über den Diamantenhandel arbeitet. Sie erhofft von Archer stichhaltige Beweise für die illegalen Machenschaften des Händlers Van De Kaap, der einen Großteil des Weltmarktes kontrolliert.
Opfer, Täter, moralisches Gewissen - die Aufgaben sind innerhalb des Figuren-Trios klar verteilt. Je tiefer sich die Drei ins Rebellengebiet vorarbeiten, je näher sie dem Diamanten kommen, um so stärker spitzen sich die Konflikte zu.
Dabei fällt auf, dass die weiße Schurkenfigur, die DiCaprio mit einer leicht bogartschen Casablanca-Glasur überzieht, am differenziertesten dargestellt wird. Immer wieder darf DiCaprio seinen Sympathiebonus verspielen und neu erarbeiten, während die beiden Begleitfiguren auf eine Erzählfunktion reduziert bleiben. Trotzdem entwickelt der Film eine mitreißende Dynamik, was vor allem den regelmäßig wiederkehrenden Action-Sequenzen zu verdanken ist, die Zwick mit viel Feuer und Kugelhagel in Szene setzt.
In Seitenblicken erzählt Blood Diamond auch von den Kindersoldaten, die zwangsrekrutiert und einer rigiden Gehirnwäsche unterzogen werden.
Man ahnt, dass im Schicksal des Sohnes eigentlich die berührendere und interessantere Geschichte liegt, die allerdings zwischen Action-Getümmel und politischem Nachhilfeunterricht zu kurz kommt.
Martin Schwickert
R: Edward Zwick B: Charles Leavitt, C. Gaby Mitchell K: Eduardo Serra D: Leonardo DiCaprio, Jennifer Connelly, Djimon Hounsou
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