BLACK BOOK
Mit blanker Brust
Nach 20 Jahren Hollywood kehrt Paul Verhoeven mit diesem Weltkriegsmelodram nach Holland zurück.
Die verwinkelte Geschichte setzt im Sommer 1944 ein, als die jüdische Revuesängerin Rachel Stein bei dem Versuch, in den befreiten Teil der Niederlande zu flüchten, in einen Hinterhalt gerät.
Als Einzige ihrer Familie überlebt sie die hereinbrechenden MG-Salven der Nazis. Sie schließt sich einer holländischen Widerstandsgruppe an und ist entschlossen, die Schuldigen für den Tod ihrer Familie zur Verantwortung zu ziehen. Rachel bekommt den Auftrag, sich an den örtlichen Leiter der Gestapo Müntze heranzumachen, der die attraktive Blondierte schnell als Sekretärin mit amouröser Nebentätigkeit in Dienst nimmt.
Schon bald stellt Rachel fest, dass Müntze so gar nicht dem Bild des bösen Deutschen entspricht.
Neben sensiblen (und natürlich auch widerlichen) Nazis gibt es in Black Book hinterhältige Widerständler, die auf eigene Rechnung arbeiten. Als die Alliierten einmarschieren, ist die Geschichte noch längst nicht zuende, denn dann beginnt die Hexenjagd auf die vermeintliche Kollaborateurin, die sich dem Gestapo-Mann an den Hals geworfen hat.
Dem Anliegen nach einer differenzierten Sicht auf die niederländische Besatzungshistorie steht Verhoevens vollkommen unsubtile Art der Erzählung entgegen, die von grobschlächtigen Action-Einlagen bis hin zum inflationären Einsatz blanker Damenbrüste reicht. Wenn der aufgebrachte Mob die vermeintliche Kollaborateurin mit einem Kübel Kot übergießt, kann Verhoeven der Versuchung nicht widerstehen, ihr auch noch die Bluse herunterreißen zu lassen. Und während sich die Kamera am wohlgeformten und bekleckerten Busen der Protagonistin weidet, fragt man sich, ob die Figur nun ein Opfer der brachialen, politischen Verhältnisse oder eher eines der Altherrenfantasien des Regisseurs ist.
Martin Schwickert
Zwartboek. D/NL/GB/B 2006 R & B: Paul Verhoeven B: Gerard Soeteman. K: Karl Walter Lindenlaub D: Carice van Houten, Sebastian Koch, Thom Hoffman, 145 Min.
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