Wenn man das Filmplakat sieht - eine etwas vollschlanke Blondine guckt einen mit dicken Kulleraugen und dickerem Dekolletee an - möchte man die Frage im Filmtitel am liebsten gleich beantworten: mit einer von "Nicht wirklich" bis "Machst Du Witze?"- reichenden Antwort. Hier liegen aber Witz, Prämisse und der Sinn dieses Films: Mareike (Marie-Luise Schramm) hat es sich nämlich in den Kopf gesetzt, eine Karriere als Model zu machen, um so ihrem Leben in einem trostlosen Mannheimer Vorort zu entkommen. Dass sie außer dem festen Willen, ihr Ziel auf jeden Fall zu erreichen, keine der Grundvoraussetzungen für diesen Job mitbringt, ist ihr leider überhaupt nicht klar, und auch den Menschen in ihrer Umwelt fällt es schwer, mit Mareikes träumerischen Höhenflügen klarzukommen. Bin ich sexy? hätte durchaus funktionieren können, wenn Regisseurin Kathrin Feistl es uns leichter gemacht hätte, ihre Protagonistin zu mögen. Stattdessen lässt sie eine enttäuschte Mareike einen ganzen Film lang wie einen Dobermann auf ihre sympathische Familie losgehen. Was sie in den ersten 60 Minuten des Films tut und sagt, raubt uns alles Mitgefühl für ihre Figur, als der Film dieses dann später von uns einfordern möchte, ist es zu spät.
Dass Bin ich sexy? zumindest keine 100prozentige Zeitverschwendung darstellt, ist vor allem seinen Darstellern zu verdanken. Marie-Louise Schramm spielt das pummelige Möchtegern-Model mit bewundernswerter Konsequenz, während Birge Schade als allein erziehende Mutter brilliert und uns den emotionalen Haltepunkt gibt, den der Film dringend benötigt. Weder wirklich eine Komödie noch ein Sozialdrama, passt Bin ich sexy? zwar genauso schwer in eine Genre-Schublade, wie Mareike in ein hautenges Kleid - dies könnte man aber durchaus positiv bewerten. Dass es der Film jedoch nicht vermag, uns seine Protagonistin und ihren Traum begreifbar zu machen, kann man der Erstlingsregisseurin allerdings nicht so einfach verzeihen.