THE BIG WHITE

Spielchen im Schnee

Eine nette »Fargo«-Variante

Obwohl The Big White mit seinen verschneiten Landschaften, verschrobenen Charakteren und einer witzig-gemeinen Story etwas zu deutlich darauf abzielt, Fargo nachzueifern, kann der Film durchaus auf eigenen Beinen stehen. Ausgangspunkt der Geschichte ist Reisebürobesitzer Paul Barnell (Robin Williams), der gerne die Lebensversicherung seines lang verschollenen Bruders Raymond ausgezahlt bekommen möchte. Dies wird ihm jedoch von einem hartgesottenen Versicherungsagenten (Giovanni Ribisi) verwehrt, da Raymonds Leiche nie gefunden wurde. Als Paul eines Nachts eine ganz andere, von Gangstern zufällig dort deponierte Leiche in seinem Müllcontainer findet, kommt ihm eine Idee: er täuscht Raymonds plötzliche Rückkehr vor und wirft den unbekannte Kadaver für ein paar Tage den Wölfen vor, um die dann zur Unkenntlichkeit verstümmelten Überreste als Raymond zu identifizieren.
Dass dies natürlich nicht aufgehen kann, ist klar, schon deswegen, weil die Gangster die Leiche inzwischen selbst wieder haben wollen, als Beweis für einen Auftragsmord.
Die folgenden Verstrickungen sind allerdings weniger amüsant, als die Art und Weise, wie die verschiedenen Charaktere mit ihnen umgehen. Hier gibt es weder Helden noch Bösewichter, bloß nette Menschen mit verwerflichen Professionen oder normale Arbeitsdronen, die zu extremen Mitteln greifen, um der eisigen Hölle Alaskas zu entfliehen.
The Big White mag nicht an sein Vorbild heranreichen, und niemand würde TV-Regisseur Mark Mylod auch nur mit einem Coen-Cousin verwechseln, dennoch führt er mit sicherer Hand und deutlichem Spieltrieb durch ein Netz aus Mord, Lügen, Versicherungsbetrug und Erpressung, das Kameramann James Glennon schön bebildert hat.

Karsten Kastelan

USA 2005 R: Mark Mylod. B: Collin Friesen. K: James Glennon. D: Robin Williams, Holly Hunter, Giovanni Ribisi, Tim Blake Nelson, Woody Harrelson