BEWARE OF MR. BAKER

Der mit dem Hau

Eine Dokumentation über den fiesesten Trommler der Welt

Er hatte eine Farm in Afrika, mit ein paar Dutzend Polo-Pferden, einem Rudel Hunde und einem Warnschild am Eingang: "Beware Mr. Baker". Und er hatte einen Gehstock mit silbernem Griff, den er wütend Jay Bulger auf die Nase haut, als der einen Film über ihn drehen will: Über Ginger Baker, den großen alten Mann der Rock-Trommelei. Opa Ginger will nicht, dass irgendwer anders etwas über ihn sagt, kein Eric Clapton, kein Jack Bruce, keine Ex-Frauen. Aber Jay Bulger macht weiter.

Kopfüber stürzt er sich in eine Rekonstruktion des rasenden Aufstiegs und langen Falls des wilden Mannes aus dem englischen Arbeitermilieu. Anfangs mit alten Fotos, später mit handgezeichneten Animationen erzählt er nach, wie Jung-Ginger an afrikanisches Trommeln, Jazz und Heroin kam. Wir lernen die wirklichen Helden der Beatles-Zeit kennen, die Graham Bond Organisation, und bemerken schnell, wie sich Ginger Baker überall als ebenso musikalischer wie durchgeknallter Kopf unbeliebt macht.

Sogar noch in den harmlosesten Pop-Nummern der Cream-Trios gingen die Drums derart los, dass die Welt beunruhigt aufhorchte. Hier entstand etwas, das weit über aktuelle Tanzmusik hinaus ging. Und Ginger Baker hat's erfunden, da ist sich Ginger Baker sicher. So wie die doppelte Bass-Drum und das halbstündige Schlagzeugsolo.

Rastlos gründet und sprengt er Supergruppen wie Blind Faith oder Ginger Baker's Airforce, verbrennt jede Menge Geld. Anfang der 70er zieht er sich nach Afrika zurück und erfindet auch noch die Weltmusik. Außerdem entdeckt er Polo als Leidenschaft, die so gar nicht zu ihm passt. Hier verfasst Jay Bulger eine erklärende Montage, so wie er Schlagzeug-Improvisationen über den Bombenhagel der letzten Weltkriegstage legt, oder zu afrikanischen Rhythmen eine Sklavengaleere zeichnet, die später als Ortsmarkierung über eine Weltkarte von Ginger Bakers Reisen fahren. So landen wir am Ende bei einem alten Mann, der Freunde, Fans und Familie ein Leben lang immer wieder vor den Kopf stieß, und nun auf einer Farm in Südafrika mit einer jungen Frau seinem Ruhm hinterher dämmert. Bis der junge Jay Bulger kommt und das alte Arschloch so auf die Palme bringt, dass er ihm die Nase bricht.

Das ist aber sicher nur die halbe Geschichte, wie Bulger im Nachspann clever andeutet, wenn er halb-satirisch versucht, seinem müden Teufelstrommler eine dekorative Träne zu entlocken. Und den erfundenen Manipulationsversuch dann auch noch ausplaudert.

Wing

USA 2012 R + B: Jay Bulger, K: Eric Robbins D: Ginger Baker, Eric Clapton, Jack Bruce, Carlos Santana, Stewart Copeland, Brian Augur, Charlie Watts. 100 Min.