VERSCHWÖRUNG IM BERLIN-EXPRESS

Reisende mit Hau
Eine seltsame Parodie

Ein Zug fährt von Stockholm nach Berlin, 1945, direkt nach Kriegsende. Darin sitzen: ein Mörderpärchen, dass eine im Weg stehende Gattin umbringen will, 2 Nonnen, 2 schwule ältere Herren, ein dusseliger Soldat und ein vertrottelter Literaturkritiker (der als Lektor eine Autorin namens Astrid Lidgren als vollkommen talentfrei ablehnt). Aus all dem will Autor und Regisseur Peter Dalle eine Komödie machen, eine Parodie auf Schwarzweiß-Thriller à la Hitchcock - aber das Motto des Films lautet "Nichts ist, wie es scheint".
Der Mord an der Gattin wird kompliziert, das schwule Paar verkracht sich, jemand findet Wittgenstein zum Brüllen komisch (allerdings unter Drogen; eine der witzigsten Szenen des Films), der Kritiker will nur helfen, richtet aber nur Unheil an, eine Nonne besäuft sich - das meiste ist gar nicht unkomisch ausgedacht, die einzelnen Szenen sind bisweilen großartig inszeniert, aber es will einfach kein Ganzes werden. Der Spannungsbogen wird von der Ideenfülle des Regisseurs eingedellt.
Die Leidenschaften seiner Figuren nimmt Dalle nicht wirklich ernst - keine gute Idee, selbst nicht für eine Komödie. So kommt die Auflösung nicht wirklich überraschend - nur der Schlußgag, der sucht wirklich seinesgleichen

Victor Lachner
S 2004. R & B: Peter Dalle. D: Gustav Hammarsten, Kristina Törnqvist, Anna Björk, Gösta Ekman.