Bel Ami Durch alle Betten Robert Pattinson gibt die Enthaltsamkeit auf Halten Sie sich an die Frauen der wichtigen Männer" empfiehlt Madame Forestier (Uma Thurman) dem jungen Mann, der sich daran macht, im neuen Frack die Pariser Gesellschaft des Jahres 1880 zu erobern. Den Ratschlag befolgt Georges Duroy (Robert Pattinson) nur zu gern, spürt er doch genau, wie sich die Blicke der Damenwelt an seinem gefälligen Antlitz festsaugen. Aus dem Algerienkrieg kommend, den letzten Franc in der Tasche, wendet sich für den schönen George das Schicksal, als er in einem Bordell seinen Kriegskameraden Charles Forestier (Philip Glenister) trifft, der ihn zu sich nach Hause einlädt. Am Tisch sitzen mit Madeleine Forestier, Clotilde de Marelle (Christina Ricci) und Madame Rousset (Kristin Scott Thomas) drei Frauen von einflussreichen Männern, die sich nachhaltig für das Wohlbefinden des jungen Schönlings engagieren. Eine Stelle als Journalist bei einer angesehenen Tageszeitung ist schnell gefunden. Von Politik hat Georges zwar keine Ahnung, und auch seine schriftstellerischen Fähigkeiten sind bescheiden, aber die Ausformulierung der wöchentlichen Kolumne übernimmt ohnehin Madame Forestier, die sich in solchen Dingen auskennt und ihrem Redakteursgatten schon seit Jahren intellektuell unter die Arme greift. Während sich die streng platonische Beziehung zwischen George und Madeleine weiter ausweitet, vergnügt sich der Beau mit der nicht nur finanziell recht freigiebigen Clotilde und macht sich, als ihm die Felle in der Redaktion davonschwimmen, auch an die Frau des Verlegers Rousset heran. Mit der Figur des ruchlosen Aufsteigers George Duroy hat Guy de Maupassant in seinem Roman Bel Ami eine zeitlose Figur geschaffen, die immer wieder zu Verfilmungen eingeladen hat. Im deutschen Kino schlüpften schon Willi Forst (1939) und Johannes Heesters (1955) in die Rolle, und in der Neuverfilmung der beiden britischen Theaterregisseure Declan Donnellan und Nick Ormerod spielt nun Teenie-Star Robert Pattinson die Rolle des Karrieristen, der sich durch die Betten einflussreicher Frauen schläft. Verkörperte Pattinson als verantwortungsvoller Vampirgeliebter in Twilight geradezu ein Vorbild an vorehelicher Enthaltsamkeit, macht er sich hier als gewissenloser Lebemann schon nach fünf Filmminuten über eine Prostituierte her. Das Kalkül der Besetzung ist klar: Man hofft mit dem Mädchenschwarm auch jüngere Publikumskreise für den Klassikerstoff zu gewinnen. Aber auch wenn Pattinson als schmucker Blutsauger in nobler Blässe erstrahlte, neigt er hier, wie schon zuvor in Wasser für die Elefanten, zu mimischer Überperformance und findet für die Rolle einfach nicht die notwendigen subtilen Zwischentöne. Donnellan und Ormerod haben gut daran getan, die weiblichen Charaktere stärker auszuformulieren. Vor allem Uma Thurman gibt eine überzeugende Vorstellung als emanzipierte Frau, die sich hinter den patriarchalen Kulissen eine solide Machtposition aufgebaut hat. Aber warum all diese selbstbewussten Frauen reihenweise auf diesen George reinfallen, will sich einfach nicht vermitteln, weil Pattinson das Charisma seiner Figur nicht vermitteln kann. Durch diese Dysfunktionalität bröckelt der Geschichte ganz gewaltig das Fundament weg. Am deutlichsten wird das Dilemma, wenn Kristin Scott Thomas als nicht mehr ganz frische Gesellschaftsdame das Herz ihrer verzweifelten Figur an den blassen Schönling verschenken muss und trotz aller unterwürfigen Bemühungen immer noch so aussieht, als könnte sie das Kerlchen zum Frühstück verspeisen. Martin Schwickert GB/F/IT 2012 R: Declan Donnellan, Nick Ormerod B: Rachel Bennette ,n.d. Roman von Guy de Maupassant K: Stefano Falivene D: Robert Pattinson, Uma Thurman, Christina Ricci
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