Barney's Version Drei Ehen Ein Lebensrückblick der anderen Art Es beginnt mit Barney, der besoffen nachts um drei den neuen Kerl seiner Ex-Gattin Miriam anruft und ihn fragt, ob er vielleicht die Nacktfotos von Miriam haben wolle, die er, Barney, gerade in Händen halte. Damit er mal sehe, wie Miriam zu ihren besten Zeiten ausgesehen habe. Dass Barney ein Mistkerl ist, war in dem zugrunde liegenden Roman von Mordecai Richler noch sehr viel deutlicher zu sehen. Im Film wird er von Paul Giamatti gespielt, der nur begrenzt unsympathisch wirken kann und daher als kanadischer Jude und TV-Autor und - Produzent Barney nur mäßig abstoßend daher kommt. Barney schwankt immer zwischen Avantgarde und Kommerz. Als einziger seiner Künstlerfreunde hat er schon in jungen Jahren einen Job. Seine erste Ehe mit einer durchgeknallten Malerin geht bald in die Brüche, die zweite mit einer jüdischen Prinzessin (wunderbar durchgeknallt: Minnie Driver) leidet darunter, dass Barney während der Hochzeit seiner großen Liebe begegnet: Miriam. Er flirtet mit ihr noch auf der Hochzeitsfeier, stellt ihr nach und wird über die Jahre nicht locker lassen. Als er seine Frau mit seinem besten Freund im Bett erwischt, hat Barney endlich die Möglichkeit, sich scheiden zu lassen und Miriam zu umwerben, die Frau, mit der er sein Leben leben will. Wie so vieles, wird Barney letztlich auch das vermasseln, trotz der guten Ratschläge seines Vaters (Dustin Hoffman) und einer geduldigen Miriam (Rosamund Pike), die Barney vieles durchgehen lässt, aber als er Miriam betrügt, endet auch Barneys dritte Ehe. Mit einigen dramaturgischen Umbauarbeiten ist es gelungen, aus dem süffigen, knapp 500 Seiten starken Roman eine nette Verfilmung zu machen. Im Detail wurde vieles geändert und aktualisiert (der Roman erschien 1997), der Tonfall aber ist gut getroffen. Zwischen dem absurden Witz von Woody Allen und einer eher biederen, seriellen Erzählweise à la Lasse Hellström schlägt sich TV-Regisseur Richard J. Lewis recht wacker dabei, sein skurriles Personal in Schwung zu halten. Einzelne Szenen sind dabei überaus anrührend und witzig, als Ganzes waren die überaus kurzweiligen 134 Minuten dann doch zu wenig, um den gesamten Roman und seine Untertöne zu erfassen. Barneys großer Gegenspieler, der im Buch sein Leben bestimmt, wurde zum Beispiel vollständig gestrichen. Alle Rollen sind dabei hervorragend besetzt, vorneweg Paul Giamatti, der ziemlich nahtlos an seine Rolle aus Sideways anknüpft. Während ihn damals Virginia Madsen aus seiner Einsamkeit erlöst, versinkt Barney nach und nach im gnädigen Vergessen seiner Alzheimer-Erkrankung. Dass alles, an das Barney sich erinnert, falsch sein könnte - diese Pointe aus dem Buch (die auch den Titel erklärt) hat sich der Film erspart. Er beschränkt sich darauf, das pralle Leben eines Menschen zu beschreiben, der durch viele Höhen und Tiefen des Lebens gegangen ist. Das hat man lange nicht mehr so unterhaltend und kitschfern gesehen. Thomas Friedrich Kanada/Italien 2010 R: Richard J. Lewis. B: Michael Konyves (n.d. Roman von Mordecai Richler). K: Guy Dufaux D: Paul Giamatti, Rosamund Pike, Dustin Hoffman, Minnie Driver, Saul Rubinek
|