BARB WIRE


In die Eier

Rache für die Blondinen-Witze

Wie werd ich bloß mein Image los"?, mag sich Pamela Anderson (neuerdings mit einem "Lee" hinten dran) gedacht haben, bevor sie die Rolle in Barb Wire annahm. Mensch Pamela, ich versteh dich ja. Immer als blonde Busen-Barbie in einem orangen Badeanzug am Strand rumhüpfen, das muß auf Dauer ganz schön nerven. Und dann auch noch dieser Hasselhoff... Also nichts wie raus aus dem Schwimmfummel und hinein in vornehmlich engeschnürtes schwarzes Leder. Und wo sonst ein strahlendes Lachen Pamelas makelose Zähne entblößte, daß sich die Sonne Kaliforniens darin spiegeln konnte, zeigt sie in diesem Film ihr Perlweiß höchstens mal wenn sie ihr Gebiß fletscht. Ansonsten zieht sie immer düster die Mundwinkel runter. Man merkt: Pam ist echt mies drauf.
Insbesondere dann, wenn sie gerade wieder mal einen Mann gekillt hat, weil der sie Babe genannt hat, was Pamela bzw. Barb gar nicht leiden kann. Das muß wohl die Rache sein für die Millionen von Blondinenwitzen, die bis zum Jahr Zweitausendeinhundertundnochwas (in dem dieser Film übrigens spielt), erzählt worden sind. Jetzt weiß ich endlich auch, was eine männermordende Blondine ist. Nähmlich eine Frau, die, während sie einen Striptease vorführt, einem Mann ihren rechten Schuh (mit hohem Absatz) so zwischen die Augen donnert, daß der tot vom Stuhl fällt. Und das gleich in der Anfangssequenz des Filmes; toll. Da reibt sich der eingefleischte Trash-Fan glatt die Hände und harrt erwartungsfroh der Dinge, die da noch kommen mögen.
Um dann eineinhalb Stunden später mal wieder enttäuscht zu sein. Nicht etwa weil Pamela Anderson Lee eine viel schlechtere Schauspielerin ist als man voher vielleicht gedacht hat. Nö, Nö, sie füllt ihre Rolle ganz gut aus. Die Rolle der Barb Wire verlangt nach einer vollbusigen blonden Sexbombe, die gleichzeitig tougher ist als die Männer, die ihr über den Weg laufen. Sie ist eine Bad Woman und kein Girlie. Barb kann Kung Fu und in gewisser Weise schießt sie den Männern in die Eier. Ein bißchen trübsinnig darf Babe (ups, jetz hab ich es doch gesagt!) zwischendurch auch noch sein. Hört sich das nicht an, als wäre es eine gar wundervolle Rolle für Pamela Anderson Lee?
Barb Wire ist nämlich eine Figur aus dem Comic-Verlag Dark Horse, der auch schon The Mask erfunden hat. Da wurde dann ein durchaus unterhaltender Film draus gemacht. Hätte man sich hier doch auch nur soviel Mühe gegeben. Vor allem mehr Geld wäre schön gewesen. Bei Barb Wire wurde überall gespart, vor allem am Regisseur. Daß ein guter Trash-Film heutzutage ruhig auch mal ein paar Mark mehr kosten darf, kann man sich mal bei Roberto Rodriegez angucken. Jedenfalls bekommt man in Barb Wire noch nicht mal gute Action zu sehen. Da passiert in drei Minuten mittelmäßigem Hongkong Film aber fünfhundertmal mehr. Ach ja, und die Idee, den Casablanca-Plot zu übernehmen, geht voll nach hinten los. Einmal weil ich diese ewige Zitiererei dieses Klassikers der gepflegten Langeweile allmählig nicht mehr sehen kann, zweitens hätte man hier ruhig etwas subtiler zu Werke gehen können. Aus "Play it again Sam" wird "Schütt mir noch einen ein Curly". Und aus Rick's Cafe wird die Hammerhead Bar. Das ist Kettensägen-Humor, und zwar von der ganz schlechten Sorte. Barb Wire ist nicht mal der Beginn einer wundervollen Freundschaft zwischen Pamela Anderson Lee und mir.

Mirko Puzic