BANK JOB

Verbrechen im Stil der 70er

Nackte Royals, falsche Bücher: Was alles in einem Bankschließfach liegen kann...

Schätzungsweise ein halbe Millionen britische Pfund erbeuteten die Bankräuber, die 1971 in den Schließfachraum der Lloyds Bank in der Londoner Baker Street eingebrochen sind. Aber so ganz genau weiß man das bis heute nicht. Denn wer sein Geld in Schließfächern deponiert, hat dafür gute Gründe und hält sich meistens mit Schadensersatzforderungen zurück.

Aber nicht nur ungewaschenes Geld lagerte in dem gut gepanzerten Tresorraum, sondern noch sehr viel schmutzigere Geheimnisse, deren Erkundung sich nun Roger Donaldsons Bank Job verschrieben hat. Der Film stellt die These auf, dass der britische Geheimdienst den Bankraub in Auftrag gegeben hat, um kompromittierende Fotos verschwinden zu lassen, die zeigen, dass die sexuelle Revolution auch an den Angehörigen des englischen Königshauses nicht spurlos vorüber gegangen ist.

Ein zwielichtiger, schwarzer Gerechtigkeitskämpfer namens Michael X (Peter De Jersey) will die Aufnahmen zur erpresserischen Rechtsbeugung benutzen.

Das Fotomodell Martine (Saffron Burrows) wird vom MI5 dazu genötigt, eine Gruppe von Kleinkriminellen auf den Job anzusetzen. Für Terry (Jason Statham) und seine Kumpels ist die Angelegenheit eigentlich eine Nummer zu groß, aber sie machen sich aus dem benachbarten Laden beherzt an die Grabungsarbeiten und dringen unbemerkt bis in den Tresorraum vor. Mit dem erfolgreichen Raub beginnen die Probleme.

In den Schließfächern waren nicht nur Juwelen, Geld und Royality-Schnappschüsse, sondern auch die Schmiergeld-Buchhaltung eines Londoner Unterweltlers sowie einige Super-8-Aufnahmen britischer Politiker bei einschlägigen Bordellvergnügungen.

Und so werden die Kleinganoven, deren Walkie-Talkie-Konversation während des Raubes von einem Amateurfunker aufgenommen wurde und nun über alle Rundfunksender ausgestrahlt wird, nicht nur von der Polizei, sondern auch von Geheimdienstlern, korrupten Cops, finsteren Gangstern und ehrlosen Politikern gejagt.

Mit einer lässigen, augenzwinkernden Erzählweise verzwirbelt Regieroutinier Donaldson ( Dante's Peak / Thirteen Days / Der Einsatz ) die verschiedenen Intrigenstränge zu einer äußerst unterhaltsamen Rififi-Variante, die nach dem erfolgreichen Coup erst richtig auf Touren kommt. Auch wenn der inszenierte Zeitkolorit mit Hornbrillen und Kotelettenbärten manchmal etwas angestrengt wirkt, entfaltet die Unterweltperspektive auf die Flower-Power-Zeit, in der sexuelle Befreiung und politisches Revoluzzertum mit Korruption und Verbrechen verschmelzen, ihren ganz eigenen Siebziger-Jahre-Charme.

Martin Schwickert

GB 2008 R: Roger Donaldson B: Dick Clement, Ian La Frenais K: Mick Coulter D: Jason Statham, Saffron Burrows, Richard Lintern