Baikonur Das einfache Leben Liebe zwischen Jurte und Weltraumbahnhof Was vom Himmel fällt, gehört dem, der es findet" lautet das Gesetz der Ahnen in der kasachischen Steppe. In dem kleinen Dorf, in dem Iksander lebt, gilt diese eherne Regel nicht nur für Äpfel und Birnen, sondern vor allem für riesige Metallteile, die aus dem Firmament in den Staub der Steppe fallen. Nur wenige Kilometer stehen die Jurten der Einheimischen von dem russischen Weltraumbahnhof Baikonur entfernt. Wenn wieder einmal eine Rakete an den Start geht, hört der raumfahrtbegeisterte Iksander, der von allen nur "Gagarin" genannt wird, an seinem selbst gebastelten Funkgerät die Gespräche der Kosmonauten ab und berechnet genau die Stelle, an der die abgeworfenen Raketenteile niedergehen werden. Und schon stürmen die Dörfler los mit Pferden, Mauleseln, Traktoren und Handkarren, um das Altmetall einzusammeln, das sie beim Händler gegen Fleischkonserven eintauschen. Eines Tages fällt Iksander nicht nur kosmischer Schrott vor die Füße, sondern in einer verirrten Raumkapsel auch die französische Weltraumtouristin Julie. Während die Raumfahrtbehörde vergeblich nach der verloren gegangenen Kundin fahndet, bahrt Iksander die bewusstlose Frau in seiner Jurte auf und verliebt sich unsterblich in die schöne Komapatientin. Aber das Dornröschenglück ist nur von kurzer Dauer, denn während die Männer des Dorfes sich mit ihren Kaufgeboten für die fremde Braut überbieten, kehrt Julies Gedächtnis nach dem Erwachen langsam zurück, und natürlich liegt für die Millionärin das Glück nicht in der Jurte an der Seite eines jungen Ziegenhirten. Helmers fünfter Kinofilm Baikonur lebt in erster Linie von dem Kontrast zwischen der hochtechnisierten Welt der Raumfahrtstation und den archaischen Lebensbedingungen in dem abgeschiedenen Jurtendorf. Daraus filtert Helmer Bilder von erfrischender Originalität und betörender Schönheit. Die Schwächen des Filmes liegen, in der schlichten Geschichte, die es sich mit der Flucht ins Märchenhafte allzu leicht macht und das dörfliche Leben gegenüber der korrupten HiTech-Gesellschaft hemmungslos idealisiert. Martin Schwickert D/R/Kas. 2011 R: Veit Helmer B: Sergej Ashkenazy, Veit Helmer K: Nikolai Kanow D: Alexander Asochakov, Marie de Villepin
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